Euro-Krise
Griechen reißen Welt in den Abgrund
26.05.2012
Der drohende Griechen-Crash bedroht die gesamte Weltwirtschaft.
„Die wahre Gefahr liegt nicht in der Größe der griechischen Wirtschaft (2,6 % der Eurozone)“, sagte Weltbank-Chef Robert Zoellick in einem Los Angeles Times-Interview, „sondern in der Ansteckungsgefahr für Italien und Spanien.“
Längst würden Investoren weltweit zögern, das verschärfe die Lage weiter. Zwar hat Europa inzwischen ein Wachstumsprogramm angekündigt, um die Investitionsfreude zu erhöhen: „Das sind aber bloß bescheidene Schritte im Vergleich zur wahren Größe des Problems“, warnte Zoellick.
Die Märkte sind heute so eng miteinander verbunden, dass sich Konjunktur-Krisen in Europa in allen Teilen der Welt niederschlagen: „Es ist eine Kombination aus europäischen Problemen und einer deutlichen Abschwächung des Wachstums in den aufstrebenden Ländern“, rechnete Nariman Behravesh vor, Chefökonom bei IHS Global Insight: „Die globale Entwicklung hat sich gegenüber 2011 stark verlangsamt. Das Handels-Wachstum wurde gar halbiert.“ In China wurde das niedrigste Plus seit 13 Jahren registriert: 8,2 Prozent. Auch Indien und Brasilien stagnieren.
Lagarde: „Afrikas Kinder brauchen mehr Hilfe“
Doch nicht nur Weltbank-Chef Zoellick warnt vor einem Griechen-Crash nach der Neuwahl am 17. Juni, bei der Euro-Hasser Alexis Tsipras an die Macht kommen könnte. Auch Christine Lagarde (56), Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) spricht nun Klartext.
In einem Interview mit dem Guardian zog sie scharf über Griechenland her. Inzwischen fehle ihr jegliches Verständnis, tobte sie: „Die Menschen in dem hoch verschuldeten Land sollen sich endlich gegenseitig helfen. Alle müssen ihre Steuern zahlen“, sagte sie: „Auch jene, die versuchen, Steuerflucht zu begehen.“ Sie denke inzwischen mehr an die Kinder in Afrika, so Legarde, „die zwei Stunden pro Tag Unterricht haben und sich zu dritt einen Stuhl teilen. Diese Kinder brauchen mehr Hilfe als die Menschen in Athen.“
Grass: Neues Wut-Gedicht
Mit einem provokanten Gedicht löste Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass kürzlich einen Eklat mit Israel aus. Nun griff Grass wieder zur Feder, zürnt über die Griechenland-Krise. Grass zeigt darin Verständnis für die Wut der Griechen.
Das Grass-Gedicht „Europas Schande“:
Dem Chaos nah, weil dem Markt nicht gerecht,
bist fern Du dem Land, das die Wiege Dir lieh.
Was mit der Seele gesucht, gefunden Dir galt,
wird abgetan nun, unter Schrottwert taxiert.
Als Schuldner nackt an den Pranger gestellt, leidet ein Land, dem Dank zu schulden Dir Redensart war.
Zur Armut verurteiltes Land, dessen Reichtum
gepflegt Museen schmückt: von Dir gehütete Beute.
Die mit der Waffen Gewalt das inselgesegnete Land heimgesucht, trugen zur Uniform Hölderlin im Tornister.
Kaum noch geduldetes Land, dessen Obristen von Dir einst als Bündnispartner geduldet wurden. Rechtloses Land, dem der Rechthaber Macht den Gürtel enger und
enger schnallt.
Dir trotzend trägt Antigone Schwarz und landesweit kleidet Trauer das Volk, dessen Gast Du gewesen.
Außer Landes jedoch hat dem Krösus verwandtes Gefolge alles, was gülden glänzt gehortet in Deinen Tresoren.
Sauf endlich, sauf! schreien der Kommissare Claqueure, doch zornig gibt Sokrates Dir den Becher randvoll zurück.
Verfluchen im Chor, was eigen Dir ist, werden die Götter, deren Olymp zu enteignen Dein Wille verlangt.
Geistlos verkümmern wirst Du ohne das Land, dessen Geist Dich, Europa, erdachte.
Karl Wendl