Außenminister Kurz:

"Griechen sind am Rande der Katastrophe"

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VP-Außenminister Sebas­tian Kurz kritisiert Syriza-­Regierung scharf.

ÖSTERREICH: Heute entscheidet Griechenland per Referendum, ob es für oder gegen den EU-Sparkurs ist. Was sind die Auswirkungen?
Sebastian Kurz: Die Situation ist extrem angespannt. Wenn die Bevölkerung heute mit Nein stimmt, ist es fraglich, ob es noch eine Basis für Griechenland in der Eurozone gibt. Dann steht das Land vor der Staatspleite. Wenn die Griechen mit Ja stimmen, ist es ein Votum pro Euro. Dann geben sie den Verhandlungen eine Chance.

ÖSTERREICH: Gäbe es auch noch eine Verhandlungsbasis mit Premier Tsipras und Finanzminister Varoufakis?
Kurz: Die Regierung in Athen agiert extrem populistisch. Sie hat ihr Land in eine sehr gefährliche Lage gebracht – an den Rand des Abgrundes. Ein Grexit (Anmerkung: Rückkehr zur Drachme) wäre für die Eurozone verkraftbar. Für Griechenland wäre es das nicht.

ÖSTERREICH: Ein Grexit hätte aber auch negative Auswirkungen auf uns und die gesamte Eurozone, oder?
Kurz: Definitiv. Aber wir können nur solidarisch mit Griechenland sein, wenn das Land auch eigene Anstrengungen macht. Weitere EU-Gelder ohne griechische Reformen sind unmöglich. Sonst wäre das ein Fass ohne Boden. Die griechische Regierung hat von sich aus den Verhandlungstisch verlassen und bringt ihr Land in Gefahr.

ÖSTERREICH: Varoufakis sagt, die EU agiere wie Terroristen.
Kurz: Das Verhalten der griechischen Regierung war bereits vor dieser Aussage inakzeptabel. Sie wollen Geld und beschimpfen die EU. Das ist schon dreist.

ÖSTERREICH: Sie sind stolz, dass die Iran-Verhandlungen in Wien stattfinden?
Kurz: Ja, weil wir damit Wien als Ort des Dialoges wieder stärken konnten, obwohl wir starke Kon­kurrenz von Genf hatten. Alleine der Werbewert dieser Verhandlungen bringt Wien 100 Millionen Euro ein. Daher möchte ich gemeinsam mit dem Koalitionspartner weitere Schritte setzen, um unseren Standort noch attraktiver zu machen.

I. Daniel

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