Todesfall

Gurlitts Testament: Verein soll Kunst-Schatz erben

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Er wurde 81 Jahre alt. Von einer Herz-Operation hatte er sich nicht mehr erholen können.

Kunstsammler Cornelius Gurlitt ist tot. Der gebürtige Hamburger verstarb am späten Dienstag Vormittag im 81. Lebensjahr, wie sein Sprecher Stephan Holzinger jetzt bestätigte. Gurlitt, der Sohn des NS-nahen Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt, war seit Monaten schwer krank. Er hatte sich einer Herz-Operation unterziehen müssen. Von dieser hat er sich nicht erholen können.

Sein Arzt und sein Pfleger seien bei ihm gewesen, so Holzinger weiter.

Bekannt wurde er durch den umfangreichen Fund einer Kunstsammlung in seiner Münchner Wohnung im Februar 2012. Wie sein Sprecher gemeinsam mit seinem Rechtsanwalt und Betreuer weiter mitteilte, endet mit dem Tod Gurlitts auch das Betreuungs- und Ermittlungsverfahren.
 

Nazi-Kunstschatz entdeckt

Bernhard Kretschmar: "Straßenbahn", undatiertes Aquarell

Wilhelm Lachnit: "Mann und Frau am Fenster", Aquarell, 1923

Erich Fraaß: "Mutter und Kind", Aquarell, 1922

Wilhelm Lachnit: "Mädchen am Tisch", Aquarell, 1923

Otto Griebel: "Die Verschleierte", Aquarell, 1926

Fritz Maskos: "Sinnende Frau", Druckgrafik, 1922

Christoph Voll: "Sprengmeister Hantsch", Zeichnung, 1922

Ludwig Godenschweg: "Weiblicher Akt", undatierte Druckgrafik

Théodore Rousseau: "Vue de la vallée de la Seine", undatierte Zeichnung

Ludwig Godenschweg: "Männliches Bildnis", undatierte Druckgrafik

Christoph Voll: "Mönch", Aquarell, 1921

Otto Griebel: "Kind am Tisch", undatiertes Aquarell

Otto Dix: "Dame in der Loge", Aquarell, 1922

Honoré Daumier: "Don Quichote und Sancho Panza", Gemälde, um 1865

Eugène Delacroix: "Conversation mauresque sur une terrasse", undatierte Bleistiftzeichnung

Auguste Rodin: "Etude de femme nue debout, les bras relevés, les mains croisées au-dessus de la tête", undatierte Zeichnung

Otto Dix: "Dompteuse", Aquarell, 1922

Bonaventura Genelli: "Männlicher Akt", undatierte Zeichnung

Carl Spitzweg: "Das Klavierspiel", Zeichnung, um 1840

Hans Christoph: "Paar", Aquarell, 1924

Conrad Felixmüller: "Paar in Landschaft", Aquarell, 1924

"Löwenbändiger", Max Beckmann, 1930, Gemälde aus Zandvoort, im Werkverzeichnis enthalten.

Selbstbildnis rauchend, Otto Dix - bisher unbekannt, vermutlich um 1919. Damit ist es laut Kunst-Expertin Meike Hoffmann eines der ganz wenigen Werke, die Dix gleich nach dem Ersten Weltkrieg malte.

Allegorische Szene, Marc Chagall. Gouache, nicht im Werkverzeichnis enthalten, Herkunft nicht eindeutig bestimmt.

"Melancholisches Mädchen", Ernst Ludwig Kirchner. Farbholzschnitt mit Motiv eines Mädchens, Herkunft: Kunsthalle Mannheim. In dieser Farbigkeit war die Druckgrafik Kirchners bisher nicht bekannt.

Farblithographie von Otto Dix, bislang unbekannt. Die Herkunft kann nicht eindeutig nachgewiesen werden. In der Sammlung sind mehrere Grafiken von Dix enthalten, die im Zuge der Aktion "Entartete Kunst" beschlagnahmt wurden.

Sitzende Frau, Henri Matisse. Das Bild dürfte Mitte der 1920er Jahre entstanden sein. Es wurde 1942 vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg in einem Banktresor im französischen Libourne beschlagnahmt.

Antonio Canaletto: "Sa. Giustina in Prà della Vale" in Padua, Druckgrafik, 1751/1800

"Dorfmädchen mit Ziege", Gustav Courbet. Von dem Bild gibt es zwei Versionen, die beide im Werkverzeichnis deklariert sind. Das beschlagnahmte Bild wurde laut Hoffmann erst 1949 auf einer Auktion versteigert. Das Bild geriet also erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in die Sammlung Gurlitt.

Max Liebermann: "Reiter am Strand", Gemälde, 1901

Kunsthistorikerin Meike Hoffmann vor einem Gemälde aus der Sammlung

Kunsthistorikerin Meike Hoffmann vor einem Gemälde aus der Sammlung

Erst Anfang April erhielt Gurlitt nach mehr als zwei Jahren seine Bilder zurück. Die Staatsanwaltschaft Augsburg hob die Beschlagnahme und gab die Werke frei. Die Staatsanwaltschaft hatte am 28. Februar 2012 insgesamt 1280 Bilder - darunter Werke von Picasso, Chagall, Matisse, Beckmann und Nolde - aus der Münchner Wohnung des Kunstsammlers wegen des Verdachts auf ein Steuer- und Vermögensdelikt beschlagnahmt und seitdem unter Verschluss gehalten. Auch im Salzburger Haus von Gurlitt wurden Kunstwerke gefunden. Rund 500 Werke stehen nach Auffassung der Taskforce "Schwabinger Kunstfund" im Verdacht, Nazi-Raubkunst zu sein.

Gurlitt-Testament
Gurlitt soll seine gesamte Bildersammlung einer Kunstinstitution im Ausland vermacht haben. Das geht nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwoch) und des Norddeutschen Rundfunks (NDR) aus einem Testament hervor, das der 81-Jährige vor wenigen Monaten in einem Krankenhaus gemacht haben soll.

Darin sei verfügt worden, dass die Sammlung zusammenbleiben müsse. "Ich kann bestätigen, dass Herr Gurlitt vor seiner schweren Herzoperation einen Notar-Termin wahrgenommen hat", teilte Gurlitts Sprecher Stephan Holzinger am Dienstagabend der dpa in München mit.

Es sei nun Aufgabe des Nachlassgerichts herauszufinden, ob es ein gültiges Testament oder einen Erbvertrag oder beides gebe. "Ich kann zwar verstehen, dass die Spekulationen jetzt wild blühen, werde darüber hinaus jedoch derzeit keine Stellung nehmen", erklärte Holzinger.

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