Geschummelt?
Guttenberg verzichtet auf Doktortitel
18.02.2011
Bei der PK des Verteidigungsministers kam es zu einem Eklat.
Der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) verzichtet vorläufig auf das Führen seines Doktortitels. Dies gelte bis zum Abschluss der Überprüfung seiner Doktorarbeit durch die Universität Bayreuth, sagte er am Freitag in Berlin. "Ich werde bis zum Ergebnis dieser Prüfung vorübergehend, ich betone vorübergehend, auf das Führen des Titels verzichten", sagte Guttenberg am Freitag in Berlin. Anschließend wolle er den Titel aber wieder führen.
Eklat
Guttenberg hat bei seiner Erklärung zur Plagiats-Affäre einen Eklat ausgelöst. Für die Stellungnahme am Freitag in seinem Ministerium schloss der sonst keineswegs öffentlichkeitsscheue CSU-Politiker einen Großteil der deutschen Medien aus. Hinter den Mauern des Ministeriums erklärte er sich dann vor einzelnen Redakteuren, Fotografen und Kameraleuten.
Die vom ihm verfasste Dissertation sein kein Plagiat, erklärte der CSU-Politiker. Sie sei in mehreren Jahren neben seiner Tätigkeit als Abgeordneter und Pflichten als Familienvater in mühevoller Kleinarbeit entstanden. "Sie enthält fraglos Fehler", räumte Guttenberg ein. Über jeden einzelnen sei er selbst am unglücklichsten. Zu keinem Zeitpunkt habe er allerdings bei der Erstellung der Arbeit bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft einzelner Teile der Dissertation nicht kenntlich gemacht, betonte der Minister.
Er werde bei der Gewichtung der Fehler in der Dissertation durch die Universität Bayreuth aktiv mithelfen, sagte Guttenberg. Bis zur Aufklärung der Vorwürfe sei er bereit, befristet auf das Führen seines akademischen Doktorgrades zu verzichten.
Zwei Strafanzeigen
Gegen ihn sind wegen der Affäre um seine Doktorarbeit zwei Strafanzeigen gestellt worden. Bei der ersten Anzeige geht es um mögliche Verstöße gegen das Urheberrecht. Sie ist an die für Wirtschaftsstrafsachen zuständige Staatsanwaltschaft in Hof weitergeleitet worden. Von dort sollte es noch am Vormittag eine schriftliche Stellungnahme geben.
Bei der zweiten Strafanzeige geht es um den Vorwurf der falschen eidesstattlichen Versicherung. "Da die Promotionsordnung der rechtswissenschaftlichen Fakultät keine Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung vorsieht, ist das auch kein Grund für Ermittlungen", sagte Janovsky.
Treffen mit Merkel
Guttenberg war einem ZDF-Bericht zufolge am Donnerstagabend zu einem Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Berliner Kanzleramt. Merkel wollte Erklärungen zu den Plagiatsvorwürfen. Die Kanzlerin habe trotz der Vorwürfe "volles Vertrauen" in ihren Verteidigungsminster, verlautete es aus Regierungskreisen. Zuvor hatte Guttenberg eine Wahlkampfveranstaltung in Sachsen-Anhalt kurzfristig abgesagt.
Am Donnerstag waren weitere Plagiatsvorwürfe gegen Guttenberg laut geworden. "Spiegel online" und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichteten über neue Textpassagen, die der Minister in seiner rechtswissenschaftlichen Doktorarbeit von anderen Autoren abgeschrieben und nicht korrekt zitiert haben soll. Die Universität Bayreuth, wo Guttenberg promovierte, forderte den Minister auf, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, und setzte ihm eine Frist von zwei Wochen.