Zusammenarbeit zwischen Behörden, Ländern und Ministerium war "nicht optimal".
Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVL) hat das staatliche Krisenmanagement im Kampf gegen die Ausbreitung des gefährlichen EHEC-Erregers kritisiert. Die Zusammenarbeit zwischen den Lebensmittel-Überwachungsbehörden der Länder, dem Bundeslandwirtschaftsministerium und der Wirtschaft habe "nicht optimal" funktioniert, sagte ein BVL-Sprecher der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag-Ausgabe). Es habe an zügiger Bereitstellung von Informationen gemangelt.
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Handel erfuhr erst aus den Medien von EHEC
"Obwohl wir in der Lebensmittelkette das letzte Glied vor dem Verbraucher sind und deshalb hohe Verantwortung tragen, haben wir vom Ehec-Darmkeim erst aus den Medien erfahren", sagte der Sprecher. Der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Ernährungsindustrie (BVE), Jürgen Abraham, befürchtete gegenüber der Zeitung einen wirtschaftlichen Schaden von 15 bis 40 Millionen Euro, falls die Quelle für den EHEC-Erreger nicht bald klar identifiziert sei.
Mehr als 270 Menschen sind in Deutschland bisher an dem Darmkeim erkrankt. Hunderte Verdachtsfälle sind bekannt. Laut dem Robert Koch-Instituts starben bisher mindestens zwei Menschen daran. Allerdings werden insgesamt sechs Todesfälle mit dem EHEC-Erreger in Verbindung gebracht. In Österreich wurden bisher bei zwei Personen EHEC-Erkrankungen nachgewiesen. Die beiden Betroffenen waren mit dem Fahrrad von Norddeutschland gekommen.
Keine Betriebsschließungen in Spanien
Die spanischen Behörden haben Informationen der EU-Kommission dementiert, wonach zwei Agrarbetriebe in Südspanien wegen EHEC-Verdachts vorübergehend geschlossen worden seien. In den beiden Betrieben in den Provinzen Almeria und Malaga seien lediglich bestimmte Mengen von abgeernteten Gurken vorsichtshalber sichergestellt worden, die möglicherweise mit den in Deutschland aufgetretenen EHEC-Infektionen in Verbindung stehen könnten, teilte das Gesundheitsministerium der Region Andalusien in der Nacht auf Samstag in Sevilla mit.
Die Produktion in den beiden Betrieben sei in keiner Weise gestoppt worden. Die EU-Kommission hatte am Freitag mitgeteilt, die Betriebe seien vorübergehend geschlossen worden. Experten entnahmen in den Agrarbetrieben Boden-, Wasser und Produktproben. Diese werden derzeit analysiert. In Spanien gab es nach Angaben der Madrider Regierung bisher keine Fälle von EHEC-Erkrankungen.