Neue Gewaltspirale im Nahen Osten trotz 72-stündiger Feuerpause.
Ungeachtet einer 72-stündigen Feuerpause hat es im Gazastreifen am Freitag Gefechte gegeben. Durch israelischen Beschuss nahe der Stadt Rafah wurden laut palästinensische Rettungskräften rund 40 Menschen getötet. Israel warf der palästinensischen Hamas-Bewegung und ihren Verbündeten einen "flagranten Bruch" der Waffenruhe vor. Demnach feuerten militante Palästinenser wieder Raketen auf Israel.
Israelischer Soldat entführt
Die Hamas hat zudem einen israelischen Soldaten in ihrer Gewalt. Einem Bericht der "Bildzeitung" zufolge kam ein palästinensisches Terrorkommando durch einen Tunnel aus Gaza nach Kerem Shalom. Als sie in dem Ort aufflogen, sprengten sie sich sofort in die Luft. Ein verletzter israelischer Soldat wurde von weiteren Palästinensern verschleppt.
Dreitägige Waffenruhe
Ein Reporter der Zeitung "Haaretz" berichtete am Freitag nach Angaben der deutschen Presseagentur dpa darüber hinaus, Israel habe die dreitägige Waffenruhe mit den militanten Palästinensern im Gazastreifen nun für gescheitert erklärt. Ein israelischer Repräsentant habe den UN-Gesandten Robert Serry darüber informiert.
Korrespondenten berichteten von andauerndem Beschuss im südlichen Gazastreifen am frühen Nachmittag (Ortszeit). Dieser verhinderte, dass Rettungskräfte Tote und Verwundete bergen konnten.
Waffen sollten bis Montag schweigen
'Die in der Nacht zu Freitag von den beiden Konfliktparteien vereinbarte humanitäre Kampfpause war am Morgen um 08.00 Uhr (Ortszeit, 07.00 Uhr MESZ) in Kraft getreten und soll eigentlich bis Montag früh gelten.
Nachdem es bis kurz vor Beginn der Feuerpause noch heftige Kämpfe gegeben hatte und die Hamas mehrere Raketen auf Israel gefeuert hatte, war es nach Inkrafttreten der Waffenruhe zunächst ruhig in dem Küstengebiet.
Auch frühere humanitäre Kampfpausen, die Israel oder die Hamas ausgerufen hatten, waren rasch wieder gebrochen worden. Die am Freitagmorgen begonnene Kampfpause soll die Bergung der Toten, die Versorgung der Verletzten und die Reparatur der Wasser- und Stromversorgung ermöglichen. Auch soll sie der Bevölkerung erlauben, sich mit Lebensmitteln einzudecken. Darüber hinaus soll die Feuerpause Zeit für Verhandlungen über einen dauerhaften Waffenstillstand schaffen.
Kairo
Diese sollen unter ägyptischer Vermittlung in Kairo stattfinden. Ein US-Diplomat sagte, der stellvertretende US-Außenminister William Burns werde zu den Gesprächen reisen. Die Hamas hatte einen früheren ägyptischen Vorschlag für eine Waffenruhe abgelehnt. Die islamistische Bewegung fordert insbesondere die Aufhebung der jahrelangen israelischen Blockade des Gazastreifens.
Bundespräsident Heinz Fischer begrüßte am Freitag die humanitäre Waffenruhe. Fischer rief in einer Aussendung beide Seiten zu deren unbedingter Einhaltung und zu umgehenden Gesprächen über einen dauerhaften Waffenstillstand auf.
Ein Waffenstillstand müsse die berechtigten Anliegen beider Seiten ansprechen - menschenwürdige Lebensbedingungen für die Bevölkerung im Gaza-Streifen einerseits und ein dauerhaftes Ende terroristischer Angriffe auf Israel andererseits, hieß es.