Hand-Fehlbildungen: Eltern kritisieren untätige Politiker
16.09.2019
Immer mehr Familien in Deutschland berichten über Kinder, die ohne Hände oder ohne Finger geboren wurden.
Deutschland. Hebamme Sonja L. (45) brachte die mysteriösen Fälle um Hand-Fehlbildungen von Neugeborenen an die Öffentlichkeit. Sie bemerkte drei Geburten von Babys ohne Hände oder Finger in nur wenigen Monaten in einer Klinik in Gelsenkirchen (NRW). Nun melden sich immer mehr Eltern, die ähnliche Vorfälle melden.
Als Isabel B. (32) aus Rheinbach, in Nordrhein-Westfalen davon erfuhr, kam ihr das sehr merkwürdig vor. Denn ihre Tochter Aurora (2) kam 2017 ebenfalls mit einer deformierten Hand zur Welt – die linke ist kleiner und bei allen Fingern (außer dem Daumen) fehlen die oberen Glieder. Die Ärzte konnten ihr nicht erklären, warum, und die Mutter wurde misstrauisch.
'Politik soll etwas unternehmen'
2018 stellte Isabel B. schließlich sogar eine Anfrage an die Landesregierung, ob es eine Häufung von Anomalien gebe. Sie sagt zu "Bild": "Es hieß, es gibt keine. Jetzt steht in den Medien, dass es doch so ist. Ich will, dass die Politik endlich alle Umstände aufdeckt."
Jetzt fragt man sich in Deutschland, wie man den Ursachen für die Fehlbildungen auf die Spur kommen könnte. Dr. Wolfgang Paulus (56) von der Unifrauenklinik Ulm sagt gegenüber "Bild": "Behörden vor Ort könnten verstärkt Untersuchungen beispielsweise bei Müllverbrennungsanlagen oder Industriebetrieben durchführen, um verschärft zu schauen, ob es belastende Ausstöße gibt. Ohne zu wissen, ob man überhaupt mehr Fälle hat als normal, wäre das aber im Grunde Fischen im Trüben."
Der Oberarzt fordert daher ein zentrales Fehlbildungsregister. Dr. Paulus: "Sonst haben solche Fälle wie die jetzigen keine Konsequenzen."
Das Gesundheitsministerium aus NRW will sich jetzt als Erstes einen Überblick verschaffen: Laut einer Sprecherin sollen alle Kliniken des Landes nach Fehlbildungen abgefragt werden.