Letzte Überlebende
Happy End für "Simba" und "Lula" aus Zoo in Mosul
11.04.2017
Schwierige Tierrettung aus zerbombtem Zoo.
Die einzigen Überlebenden des Zoos im irakischen Mosul sind am Dienstag sicher in der Wildtierrettungs-und Rehabilitierungsstation New Hope Centre in Amman (Jordanien) angekommen. Das berichtete die Tierschutzorganisation Vier Pfoten in einer Aussendung. Dienstagfrüh entließ das Rettungsteam der NGO Bärin Lula und Löwe Simba in ihre Gehege, wo sie sich von ihren Strapazen erholen können.
"Es war eine echte Odyssee. Aber jetzt sind wir überglücklich, dass wir Lula und Simba heil ins New Hope Centre bringen konnten, wo sie gut versorgt sind. Hier werden sie ein neues, besseres Leben haben, mit gutem Futter, medizinischer Betreuung, einer artgemäßen Umgebung und ohne die permanente Gefahr einer nahen Kriegszone und Bombenexplosionen im Hintergrund", freute sich Amir Khalil, Vier-Pfoten-Tierarzt und Leiter der Rettungsmission.
Bis vor zwei Wochen lebten die Zootiere unter furchtbaren Bedingungen im zerbombten Muntasah al-Nur Zoo in Mosul. Der 52-jährige Tierarzt hatte die Bärin und den Löwen im Februar bei einem Besuch des privaten Zoos im Osten der umkämpften Großstadt entdeckt. Ihre Käfige waren verdreckt, ihr Fell war voller Schlamm und Kot. Wegen der fehlenden Pflege infolge der anhaltenden Kämpfe waren sie zudem mangelernährt. "Es ist meine Aufgabe als Veterinär, sie an einen sicheren Ort zu bringen. Das sind Flüchtlinge", sagte der ägyptisch-österreichische Tierarzt.
Ende März erfolgte der erste Rettungsversuch der Tierschützer. Lula und Simba wurden betäubt, in Transportkisten und auf einen Truck verladen und zur Grenze von Mosul gebracht. Dort kam es zu einem unerwarteten Stopp am Checkpoint nahe der Grenze: Das Vier-Pfoten-Team durfte die Stadt mit den Tieren nicht verlassen. Das irakische Militär brachte Lula und Simba in den Zoo zurück, das Rettungsteam musste Mosul verlassen.
"Wir haben nie die genauen Details erfahren, warum wir mit den Tieren nicht passieren durften", sagte Khalil, "aber natürlich ist es kein leichtes Unterfangen in einer Region mit einer so komplexen politischen Lage, große Wildtiere zu transportieren, und das Militär muss alle Genehmigungen ganz genau überprüfen."
Der österreichisch-ägyptische Veterinär und sein Team verhandelten mit dem irakischen Militär und den Behörden und reisten zwei Tage später abermals in Mosul ein, um einen zweiten Rettungsversuch zu starten. Wieder wurden die Tierschützer und die Zootiere am Checkpoint nahe der Grenze von Mosul aufgehalten.
Trotz tagelangen Wartens, Organisierens und weiterer Verhandlungen versorgten die Tierschützer Lula und Simba in ihren Transportboxen mit Futter und Wasser. Tierarzt Khalil blieb während dieser Zeit bei seinen Schützlingen und schlief in einem kleinen Raum, den ihm das Militär am Checkpoint zur Verfügung gestellt hatte: "Unsere Mission im Irak wurde von so vielen lokalen Helfern unterstützt und zeigt, dass man selbst in schwersten Zeiten Menschen finden kann, denen das Schicksal von Tieren am Herzen liegt."
Die Tiere wurden dann zunächst nach Erbil, die Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan im Irak, gebracht und von dort nach Amman ausgeflogen. Lula und Simba werden in ihrem temporären Gehege im New Hope Centre bleiben, bis sie sich an ihre neue Umgebung gewöhnt haben und dann ein permanentes Gehege beziehen. Das New Hope Centre ist eine Rettungsstation für Wildtiere, mit der Vier Pfoten kooperiert. Die Station bietet Tieren, die aus schlechten Haltungsbedingungen gerettet werden konnten, ein artgemäßes neues Zuhause, Rehabilitation und medizinische Versorgung.