Alte Mordermittlungen wiederaufgenommen
Hat der Maddie-Killer auch schon in Belgien gemordet?
11.06.2020
43-Jähriger könnte 1996 in Belgien deutsche Teenagerin getötet haben.
Brüssel/Brügge. Der deutsche Verdächtige im Fall Maddie ist in weiteren Fällen verschwundener und getöteter Kinder in Verdacht geraten. Die belgischen Behörden nahmen in dem Zusammenhang die Ermittlungen zum Mord an der deutschen Jugendlichen Carola Titze im Jahr 1997 wieder auf, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Brügge am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP sagte.
Auch in Portugal und den Niederlanden wird möglichen Verbindungen zum Verdächtigen nachgegangen. Die dreijährige Madeleine "Maddie" McCann war 2007 aus einer portugiesischen Ferienanlage an der Südalgarve verschwunden und wurde bis heute nicht gefunden. Vergangene Woche wurde bekannt, dass die Braunschweiger Staatsanwaltschaft in dem Fall wegen Mordes gegen den mehrfach verurteilten Sexualstraftäter ermittelt. Der 43-Jährige sitzt derzeit wegen Rauschgifthandels in Schleswig-Holstein in Haft.
Carola Titze war 1996 in Belgien getötet worden. Der verstümmelte Leichnam der 16-jährigen deutschen Urlauberin wurde damals im belgischen Küstenort De Haan gefunden. Die Ermittlungen konzentrierten sich auf einen deutschen Verdächtigen Anfang zwanzig. Der damalige Ermittlungsrichter Paul Gevaert hatte vergangene Woche eine mögliche Verbindung mit dem 43-Jährigen ins Spiel gebracht. "Die Beschreibung passt", sagte Gevaert der Zeitung "De Standaard".
Verdächtiger lebte regelmäßig an der Algarve
Der deutsche Verdächtige soll zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve gelebt haben. "Die Tatsache, dass er so lange in Portugal war, würde erklären, warum wir ihn nie gefunden haben", sagte der heute pensionierte belgische Richter Gevaert. Seine Ermittlungen im Fall Carola Titze waren 2016 eingestellt worden, wurden nun aber wieder aufgenommen, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte.
In Portugal bat der Stiefvater eines 2004 verschwundenen Mädchens die Behörden, mögliche Verbindungen zu dem Verdächtigen zu untersuchen. Die achtjährige Joana Cipriano verschwand im September 2004 in dem Dorf Figueira an der Südalgarve. Auch sie wurde nie gefunden. Die portugiesische Staatsanwaltschaft hatte am Dienstag angegeben, den deutschen Verdächtigen mit anderen Fällen in Portugal in Verbindung gebracht zu haben, nannte aber nicht explizit den Fall Joana.
Auch in den Niederlanden beschäftigt der 43-Jährige die Behörden: 1995 war der siebenjährige portugiesische Junge Jair Soares an einem Strand südlich von Den Haag spurlos verschwunden. Nachdem die Ermittlungen bereits vergangenes Jahr wieder aufgenommen worden waren, "werden wir unsere deutschen Kollegen über die geeigneten Kanäle kontaktieren", um einer möglichen Verbindung zu dem Verdächtigen in den anderen Fällen nachzugehen, erklärte ein Polizeisprecher.
Ermittler prüfen weitere Fälle
In Deutschland prüfen die Ermittler, ob der 43-Jähriger möglicherweise für das Verschwinden der fünfjährigen Inga aus Sachsen-Anhalt vor fünf Jahren verantwortlich sein könnte. Im Fall des sechsjährigen René aus Nordrhein-Westfalen, der 1996 in Portugal verschwunden war, fanden die Behörden Medienberichten zufolge bisher keine Anhaltspunkte für eine Verbindung zu den anderen Fällen.
Der 43-Jährige ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen Sexualdelikten an Kindern. Laut "Spiegel" wurde er wegen derartiger Straftaten bereits 1994 in Bayern und dann erneut 2016 in Niedersachsen verurteilt. 2005 soll er zudem bei einem Einbruch in Portugal eine 72-jährige US-Bürgerin vergewaltigt haben.