Istanbul-Anschlag

Hatte Attentäter Verbindung nach Wien?

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Einer der Attentäter lebte als Asylant in Wien und soll danach in den Jihad gezogen sein.

Türkische Sicherheitsbehörden haben laut der "Presse" (online) Kontakt zu Österreich aufgenommen, weil sie den aus der russischen Teilrepublik Tschetschenien stammenden Ahmed Tschatajew als Drahtzieher des Anschlags auf den Istanbuler Flughafen mit 44 Toten im Verdacht hätten. Tschatajew sei 2003 nach Österreich gekommen, habe Asyl erhalten und sei später nach Syrien in den Jihad gezogen.

Behörden nahmen Kontakt auf

"Die türkischen Behörden haben mit uns Kontakt aufgenommen", erklärte der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, gegenüber der Tageszeitung "Die Presse". Es gebe aber noch keine gesicherten Erkenntnisse, ob Tschatajew tatsächlich für das Attentat verantwortlich sei.

Laut dem Medienbericht führen die österreichischen Behörden den 36-Jährigen in ihren Karteien als "Foreign Fighter". Dem Blatt zufolge wurde Tschatajew zuletzt im Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei verortet. Sein Name sei schon früher in türkischen Zeitungen im Zusammenhang mit dem Doppelanschlag in Ankara vom Oktober 2015 mit über 100 Toten genannt worden.

Attentat in Wohnung geplant

Unter Berufung auf regierungsnahe türkische Medien schreibt die "Presse" die Terrorgruppe rund um Tschatajew habe am 25. Mai türkischen Boden betreten. Das Attentat auf den Atatürk-Flughafen sei in einer angemieteten Wohnung im Istanbuler Viertel Aksaray geplant worden. Alle Bewohner der Wohnung seien in das Blutbad verwickelt gewesen. Tschatajew sei demnach ein Gefährte des tschetschenischen Islamisten-Führers Doku Umarow gewesen. Nach dessen Tod 2013 habe er sich der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) angeschlossen.

Laut "Presse" gelten gegen Tschatajew UNO-Sanktionen, die russischen Behörden hätten ihn international zur Fahndung ausgeschrieben. Tschatajew habe Ende der 90er-Jahre aufseiten der tschetschenischen Rebellen gekämpft. Im Jahr 2000 solle er verwundet worden und den russischen Streitkräften in die Hände gefallen sein. Später sei er nach Österreich gelohen. Bei seinem Asylverfahren habe er angegeben, schwer gefoltert worden zu sein. Tschatajew sei ein Arm amputiert worden.

Kontakt zu Umar Israilow

In Wien soll Tschatajew in Kontakt zu Umar Israilow gestanden sein. Dieser tschetschenische Flüchtling und ehemalige Leibwächter des moskautreuen tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow war im Jänner 2009 auf offener Straße in Wien erschossen worden. Ermittler des Wiener Landesamts für Verfassungsschutz hatten damals Kadyrow, dem zahlreiche Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, verdächtigt, das Verbrechen in Auftrag gegeben zu haben.

Keine gesicherten Erkenntnisse

Wie Innenministeriums-Sprecher Karl-Heinz Grundböck unterdessen gegenüber der APA klarstellte, gebe es "aktuell keine gesicherten Erkenntnisse" der Sicherheitsbehörden, wonach Ahmed Tschatajew Drahtzieher des Dreifachanschlags auf den Flughafen Istanbul gewesen sein könnte und dass irgendein Österreich-Bezug bestehe. Eine türkische Zeitung habe den Namen lediglich ins Spiel gebracht.

Es habe daher auch "keine spezifische Kontaktaufnahme" vonseiten der türkischen Behörden wegen Tschatajew auf Basis eines Verdachts gegeben, sondern es bestehe "in solchen Fällen routinemäßig Kontakt, um mögliche Bezüge auszuloten". Der Satz "Die türkischen Behörden haben mit uns Kontakt aufgenommen", mit dem die "Presse" Grundböck zitiert hatte, sei daher auch falsch. "Die Presse" hat das Zitat unterdessen auf ihrer Homepage auch geändert auf: "Wir sind in Kontakt mit den türkischen Behörden."

Weiterer Verdächtiger mit Österreich-Bezug

Das bulgarische Staatsfernsehen berichtete unterdessen von einem weiteren angeblichen Verdächtigen mit Österreich-Bezug. Demnach war einer der Selbstmordattentäter am Atatürk-Flughafen 2011 in bulgarischer Haft. Es handle sich um einen russischen Staatsbürger, den Tschetschenen Achmed Radschapowitsch. Der Mann sei damals an einem bulgarisch-türkischen Grenzübergang auf Ersuchen Russlands festgenommen, als er Bulgarien habe verlassen wollen.

Der Tschetschene wurde allerdings nicht an Russland ausgeliefert, da er 2003 politisches Asyl in Österreich erhalten hatte, so das Staatsfernsehen. Deswegen habe das Gericht im bulgarischen Plowdiw seine Auslieferung nach Russland abgelehnt. Russland hat bisher Angaben der Türkei nicht bestätigt, dass es sich bei einem der Angreifer in Istanbul um einen russischen Staatsbürger gehandelt hat.

Ministeriums-Sprecher Grundböck betonte gegenüber der APA, dass es auch beim Namen Raschapowitsch "keine gesicherten Erkenntnisse" gebe. "Wir beteiligen uns nicht an medialen Spekulationen. Wir halten uns an Ermittlungsergebnisse."

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