Nahost
Zustand von Hisbollah-Chef nach Israel-Attacke unklar
27.09.2024Nach dem Luftangriff Israels auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut herrscht Ungewissheit über den Gesundheitszustand von Hisbollah-Chef Sayyed Hassan Nasrallah.
Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es: "Niemand kann genau sagen, wie es Nasrallah geht." Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim wiederum berichtete unter Berufung auf "informierte Quellen", dass Nasrallah wohlauf sei. Über den tatsächlichen Zustand könne aber nur die Miliz selbst informieren.
Die proiranische Hisbollah-Miliz selbst äußerte sich auf Nachfrage zunächst nicht dazu. Der Luftangriff des israelischen Militärs galt dem Hauptquartier der schiitischen Miliz, das unter Wohngebäuden versteckt gewesen sein soll. Unbestätigten Medienberichten zufolge soll Nasrallah selbst Ziel des Angriffs gewesen sein. Nach der Attacke meldete das libanesische Gesundheitsministerium zwei Tote und 76 Verletzte, wie das libanesische Gesundheitsministerium mitteilte.
ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg sieht die Gefahr, dass es im Libanon zu einem "unglaublichen Flächenbrand" kommen könnte. Es sei eine Illusion zu glauben, "dass man im Nahen Osten mit dem Feuer spielen und das unter Kontrolle halten kann", sagte Schallenberg am Freitag nach einem Gespräch mit seinem iranischen Amtskollegen Abbas Araghchi bei der Generaldebatte der Vereinten Nationen in New York zur APA.
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Ebendort hatte Israel Ministerpräsident Benjamin Netanyahu vor der UNO-Vollversammlung betont, die Attacken gegen die Hisbollah-Miliz fortzusetzen. "Wir werden die Hisbollah weiter unter Druck setzen, bis alle unsere Ziele erreicht sind", sagte Netanyahu. Die USA und andere Länder fordern eine dreiwöchige Waffenruhe, um eine diplomatische Lösung des Konflikts zu erreichen.
"Wir befinden uns im Krieg mit der Hisbollah"
An das libanesische Volk gewandt sagte Netanyahu: "Wir befinden uns nicht im Krieg mit euch. Wir befinden uns im Krieg mit der Hisbollah, die euer Land gekapert hat und droht, unseres zu zerstören." Solange die Hisbollah den Weg des Krieges wähle, habe "Israel keine andere Wahl", sagte Netanyahu. Er fügte hinzu, Israel habe "jedes Recht, diese Bedrohung zu beseitigen und unsere Bürger sicher in ihre Heimat zurückzubringen, und genau das tun wir".
Die Hisbollah-Miliz beschießt Israel seit Beginn des Gazakrieges vor bald einem Jahr fast täglich. Sie will damit der Hamas im Gazastreifen im Kampf gegen Israel beistehen und eine Waffenruhe im Gazakrieg erreichen. Israel schoss lange jeweils in ähnlichem Umfang zurück. Das Land hat seine Luftangriffe im Libanon jedoch zuletzt massiv verstärkt. Hunderte Menschen wurden getötet.
Die Hisbollah ist eine vom Iran unterstützte Miliz und eine starke politische Kraft im Libanon. Dem Iran drohte Netanyahu unterdessen mit harten Gegenschlägen: "Ich habe eine Botschaft an die Tyrannen in Teheran: Wenn ihr uns angreift, werden wir euch angreifen". Die internationale Politik der Beschwichtigung gegenüber dem Iran müsse ein Ende haben.
Netanyahu: "Wir stehen wilden Feinden gegenüber"
Netanyahu bekräftigte, sein Land angesichts vieler Feinde weiter zu verteidigen. Israel strebe nach Frieden und sehne sich nach Frieden. "Doch wir stehen wilden Feinden gegenüber, die unsere Vernichtung anstreben. Und wir müssen uns gegen diese wilden Mörder verteidigen. Unsere Feinde wollen nicht nur uns zerstören. Sie wollen unsere gemeinsame Zivilisation zerstören und uns alle in ein dunkles Zeitalter der Tyrannei und des Terrors zurückführen."
Israels Ministerpräsident wird früher als geplant aus New York abreisen. Nach Angaben seines Büros wollte er noch Freitagabend nach Israel zurückkehren. Israelische Medien berichteten, er werde um 20.00 Uhr Ortszeit (02.00 MESZ) abfliegen.
Neuerliche Attacke Israels
Nach der neuerlichen Attacke Israels wies der geschäftsführende libanesische Ministerpräsident Najib Mikati die Behörden an, "alle betroffenen Einheiten zu mobilisieren". Dies sei nötig, "insbesondere angesichts der Berichte über eine große Zahl von Opfern", sagte er. Die erneute Aggression beweise einmal mehr, dass der israelische Feind alle internationalen Bemühungen und Rufe nach einer Waffenruhe missachte, erklärte Mikati weiter.
Die internationale Gemeinschaft müsse ihrer Verantwortung nachkommen und "dieser Tyrannei und dem Vernichtungskrieg", der gegen den Libanon geführt werde, ein Ende bereiten, forderte er. Mikati hält sich derzeit ebenfalls bei der UNO-Vollversammlung in New York auf.