Charlottesville-Anschlag
Heather musste sterben, weil sie gegen Neonazis demonstrierte
13.08.2017
Frau von Auto getötet, zwei Polizisten starben bei Absturz von Hubschrauber.
Eine Kundgebung von Rechtsextremisten in Charlottesville im US-Staat Virginia ist am Samstag in Gewalt eskaliert. Nach Angaben der Polizei starb eine 32-jährige Frau, als ein Fahrzeug vermutlich absichtlich in eine Gruppe von Gegendemonstranten raste und an einer Kreuzung zwei Autos rammte. Bei der Getöteten handelt es sich um Heather Heyer, die am Samstag zusammen mit vielen anderen gegen die Ultrarechten in Charlottesville demonstrierte. Dafür musste sie sterben. Der Todeslenker wurde nach Polizeiangaben festgenommen.
Heyer hatte sich schon seit längerer Zeit politisch engagiert und unterstützte im US-Wahlkampf 2016 den demokratischen Kandidaten Bernie Sanders. Dies ist auf ihrer Facebook-Seite zu sehen. Außerdem teilte sie in sozialen Medien Videos gegen Islamfeindlichkeit. Freunde der 32-Jährigen starteten einen Spendenaufruf im Internet, um ihren Angehörigen in der schweren Zeit zu helfen. Bis Samstagabend wurden bereits fast 100.000 Dollar gespendet.
Zwei weitere Tote
Bereits zuvor hatten sich Kundgebungsteilnehmer schwere Schlägereien mit Gegendemonstranten geliefert. Insgesamt wurden 35 Menschen verletzt, dem Sender CNN zufolge befanden sich fünf von ihnen am Samstagabend (Ortszeit) in kritischem Zustand. Zwei weitere Menschen kamen zudem beim Absturz eines Polizeihubschraubers bei Charlottesville ums Leben. Über die Ursache wurde zunächst nichts bekannt.
Scharfe Kritik an Trump
Präsident Donald Trump verurteilte zwar die "ungeheuerliche Gewalt" vom Samstag, "Hass und Vorurteile", aber nannte dabei die Kundgebung der Rechtsextremisten nicht direkt. Stattdessen sprach er pauschal von "Gewalt von vielen Seiten".
Kommentatoren in verschiedenen Fernsehsendungen äußerten scharfe Kritik
an der nach ihrer Ansicht nach laschen Reaktion des Präsidenten, dessen Wahl in rechtsextremen Kreisen bejubelt worden war. Kritiker haben Trump bereits in der Vergangenheit angelastet, sich nicht genügend von den Rechten distanziert zu haben.
Notiert wurde auch, dass sich Trump am Samstag überhaupt erstmals - via Twitter - zur Gewalt in Charlottesville äußerte, nachdem Dutzende andere Politiker auch aus republikanischen Kreisen sie bereits stark verurteilt hatten. Dazu zählten der Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, sowie die prominenten Senatoren Marco Rubio und Orrin Hatch.
Weißes Haus stellt Trump-Aussagen klar
Nach der Kritik an US-Präsident Donald Trump, die rechtsextreme Gewalt in Charlottesville nicht klar genug verurteilt zu haben, bemüht sich das Weiße Haus um eine Klarstellung. Trumps Verurteilung "aller Formen der Gewalt, des Fanatismus und des Hasses" gelte "natürlich auch für Neonazis, den Ku Klux Klan und alle extremistischen Gruppen", hieß es am Sonntag in Washington.
"Ihr seid hier nicht willkommen"
Auch der demokratische Gouverneur von Virginia, Terry McAuliffe, richtete eine äußerst scharf formulierte Botschaft an die Rechtsextremisten. "Ihr seid hier nicht willkommen", sagte er auf einer Pressekonferenz. "Geht nach Hause. Nehmt euren Hass und eure Vorurteile mit. Es gibt hier keinen Platz für euch, und es gibt keinen Platz für euch in Amerika."
An der Kundgebung unter dem Motto "Vereinigt die Rechte" hatten schätzungsweise mehrere Tausend Menschen aus verschiedenen ultrarechten Gruppen teilgenommen, so Angehörige der Alt-Right-Bewegung, Neonazis und Ku-Klux-Klan-Anhänger, darunter auch deren ehemaliger Führer David Duke. Anlass für die Demonstration war ein Stadtratsbeschluss, eine Statue des Konföderierten-Generals Robert E. Lee aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg (1861 bis 1865) zu entfernen. Lee führte Mitte des 19. Jahrhunderts die Südstaaten-Truppen, die für die Sklaverei eintraten.
Todeslenker festgenommen
Nach Medienberichten handelt es sich bei dem festgenommenen Fahrer um den 20-jährigen James Alex Fields Jr. aus Ohio, der jetzt unter dem Vorwurf des Totschlags festgehalten wird. Ob er selbst einer rechtsextremen Gruppe angehört, blieb zunächst unklar.
Trump äußerte sich nach einem ersten allgemeinen verurteilenden Tweet bei einem Auftritt an seinem Urlaubsort in Bedminister (New Jersey). Es gebe in Amerika "keinen Platz" für Gewaltausbrüche wie den in Charlottesville, sagte er, ohne in Einzelheiten zu gehen. Er rief seine Landsleute dazu auf, zusammenzustehen und einander - ungeachtet aller Differenzen - "zu lieben".
Trump versprach außerdem eine "rasche Wiederherstellung von Recht und Ordnung" und verwies auf die jüngsten Errungenschaften im Land, die seiner Regierung zu verdanken seien: Die sinkende Arbeitslosenquote, die Rückkehr von Produktions-Jobs aus dem Ausland, die Verhandlungen über Handelsabkommen - all das sei großartig für das Land und die amerikanischen Arbeiter. "Es passieren so viele unglaubliche Dinge in unserem Land. Wenn ich Charlottesville anschaue, scheint es mir sehr, sehr traurig."
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