Herbert Bauernebel

"Ich war in der Todeszone"

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Kollaps einer Stadt. ÖSTERREICH-Reporter im zerstörten Sendai.

Allein das Organisieren eines Fahrzeuges in Tokio dauert 14 Stunden – Dutzende Taxifahrer sagen ab, sie fürchten die Reaktorkatastrophe in Fukushima. Am Ende ergattere ich einen Honda Ortia, fahre los, den Kofferraum voller Proviant, Sprit. Über Tokios Stadtautobahn geht es nach Norden. Eingeklemmt zwischen Hunderten Rettungs- und Einsatzfahrzeugen, die ebenfalls ins Katastrophengebiet eilen.

Zuerst passiere ich die Reaktorstadt Fukushima. Die sechsspurige Autobahn ist gespenstisch leer. Der Todesmeiler ist nur 40 Kilometer entfernt. Die Polizei hat Checkpoints errichtet. Sie stellt Durchfahrtsplaketten aus. Damit kann ich weiterfahren – ich will nur weg hier.

Am späten Nachmittag erreiche ich Sendai, die Millionenstadt. Sie liegt einige Kilometer von der Küste entfernt im Landesinneren. Fünf Tage nach Horrorbeben und Killer-Tsunami, sind die gewaltigen Spuren der Verwüstung immer deutlicher zu sehen: Dicker, brauner Schlamm auf den Straßen, tausende kaputte Autos. Selbst ein Flugzeug hat sich in einen Schutthaufen gebohrt. Ganze Häuserzeilen sind weg. Schiffe stehen auf Feldern, weggespült wie Kinderspielzeug.

Menschen suchen in den Trümmern nach Habseligkeiten, Dokumenten. Daneben Hilfstrupps mit Staubmasken vor dem Mund. Sie suchen nach Leichen, 1000 Menschen kamen hier ums Leben – mindestens. Es gibt keinen Strom, kein Telefon. Menschenschlangen vor Supermärkten, vor Tankstellen.

Viele die nur knapp mit dem Leben davongekommen sind wollen nur mehr weg. Angst vor dem Atom-Gau: "Wir haben genug überstanden", sagen sie.

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