Das Oberste Gericht der USA hat es abgelehnt, die geplante Hinrichtung eines Mannes im US-Bundesstaat Alabama mit Stickstoff zu stoppen.
Ein entsprechender Antrag der Anwälte des Mannes wurde am Mittwoch in der US-Hauptstadt Washington abgelehnt. Eine Begründung dafür nannte der Supreme Court nicht. Die Anwälte hatten zuvor argumentiert, dass zu viele Fragen offen seien, um den Verurteilten zum jetzigen Zeitpunkt zu exekutieren.
Mit der höchstgerichtlichen Entscheidung sind noch nicht alle juristischen Mittel ausgeschöpft, um die Hinrichtung aufzuhalten. Kenneth Eugene Smith, der wegen eines Auftragsmordes 1988 zum Tode verurteilt wurde, soll am 26. Januar mitteleuropäischer Zeit unter Anwendung sogenannter Stickstoffhypoxie sterben. Bei dieser Art der Hinrichtung bekommt eine Person über eine Gesichtsmaske Stickstoff zugeführt - die Folge ist der Tod durch Sauerstoffmangel. Auf diese Weise wurde in den USA zuvor noch kein Todesurteil vollstreckt.
Kenneth Eugene Smith.
"Ich bin einfach nicht bereit"
Menschenrechtsexperten warnen, es könne sich um Folter handeln. Dafür, dass die Inhalation von reinem Stickstoff keine schwerwiegenden Leiden verursacht, fehlen nach UNO-Angaben wissenschaftliche Beweise. "Hier wird an einem Menschen ein Experiment durchgeführt", mahnt Amnesty International in einer Mitteilung.
Smith habe die ihm erlaubten 15 Minuten für einen Telefonanruf beim "Guardian" genutzt, berichtete die britische Zeitung am Sonntag. Er sei von Albträumen geplagt, die davon handelten, in die Hinrichtungskammer zurückkehren zu müssen. "Dafür bin ich nicht bereit", sagte er demnach. "Auf keinen Fall. Ich bin einfach nicht bereit." Aus Gerichtsdokumenten geht hervor, dass Smith nach dem ersten Hinrichtungsversuch eine posttraumatische Belastungsstörung attestiert wurde. Dem Gefängnispersonal gelang es damals nicht, die Kanüle in seinen Arm zu legen. Nach mehreren Stunden, in denen er angeschnallt auf einem Exekutionstisch lag, kam er wieder in seine Zelle.
Grausamer Tod
"Ich weiß nicht, wie wir das, was ihm widerfahren ist, von einer Scheinhinrichtung unterscheiden können", sagt auch Robin Maher, Juristin und Geschäftsführerin des Death Penalty Information Center (DPIC). Die Organisation führt eine umfassende Datenbank zur Todesstrafe in den USA und nimmt explizit keinen politischen Standpunkt ein. Viele Stellen im Hinrichtungsprotokoll seien geschwärzt, sagt Maher. "Was passiert, wenn das Gas aus der Maske austritt, weil sie nicht eng genug anliegt?", listet sie einige der ungeklärten Fragen auf. "Wo kommt das Gas her? Was passiert in einem Notfall?" Nicht nur in Alabama würden konkrete Details wie diese eher spärlich kommuniziert. "Das ist in einer Demokratie problematisch."
Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen und von Amnesty International warnen vor einem möglicherweise grausamen Tod. Dafür, dass die Inhalation von reinem Stickstoff keine schwerwiegenden Leiden verursache, gibt es demnach keine wissenschaftlichen Beweise. Die Anwälte des 58-Jährigen haben bisher vergeblich Einspruch gegen die Hinrichtung erhoben. Smith sollte bereits 2022 mit einer Giftspritze hingerichtet werden. Dem Gefängnispersonal gelang es damals aber nicht, die dafür nötige Kanüle in seinen Arm zu legen. Er wurde nach mehreren Stunden, in denen er angeschnallt auf einem Exekutionstisch lag, wieder in seine Zelle gebracht.