Geheimdienst-Bericht: Harmlose Radtouren waren Spionage-Einsätze.
Vor Beginn des Zweiten Weltkriegs sollen Hitlerjungen bei vermeintlich harmlosen Fahrradtouren Ziele in England ausgespäht haben. Das jedenfalls vermutete der britische Geheimdienst, wie am Montag in London veröffentlichte Dokumente zeigen. Den Geheimdienstberichten aus der Zeit um 1937 zufolge bekamen die deutschen Jugendlichen möglicherweise den Auftrag, sich bei den Ausflügen Straßen, Brücken und Dörfer genau anzuschauen. Dadurch sollten sie später in der Lage zu sein, die Beobachtungen "eines Tages zum Wohle des Vaterlandes nutzen zu können".
Spionage-Pläne
Zwar konnte der britische Geheimdienst keine
direkten Beweise für Spionage-Pläne finden. Trotzdem bekam die Polizei den
Auftrag, jede neu eintreffende Gruppe deutscher Radler sofort zu melden.
Außerdem wurde versucht, die wachsenden Kontakte zwischen britischen
Pfadfindern und der Hitlerjugend einzuschränken, wie die Dokumente zeigen.
So gab es bei den Radausflügen Treffen zwischen englischen und deutschen Jugendlichen, bei denen die Gastgeber auch nach Deutschland eingeladen wurden. Hohe Vertreter der Jugendorganisationen standen vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 in Kontakt, um den Austausch zwischen den jungen Leuten zu fördern. Der Gründer der britischen Pfadfinderbewegung, Lord Baden-Powell, soll sogar zu einem Gespräch mit Hitler eingeladen worden sein. Ob sie sich allerdings tatsächlich trafen, ist bis heute nicht bekannt. Die Pfadfinder wiesen aber darauf hin, dass Lord Baden-Powell die Einladung abgelehnt habe.