Historiker glaubt
Hitler wollte Turiner Grabtuch rauben
07.04.2010
NS-Größen hätten 'ungewöhnliche und hartnäckige' Fragen nach Reliquie gestellt.
Adolf Hitler wollte möglicherweise das Grabtuch von Turin rauben. Nach zeitgenössischen Dokumenten habe der damalige Erzbischof von Turin, Kardinal Maurilio Fossati (1931-1965), Grund zu der Befürchtung gesehen, Hitler wolle die Reliquie an sich bringen, sagte der Benediktiner-Historiker Andrea Davide Cardin in einem Interview der italienischen Zeitschrift "Diva e donna", wie Kathpress meldet. So hätten die NS-Größen bei Hitlers Italienbesuch 1938 "ungewöhnliche und hartnäckige" Fragen nach dem legendären Leinen und seiner Aufbewahrung gestellt.
Vatikan alarmiert
Die Verlegung der Reliquie in die
süditalienische Abtei Montevergine im Jahr 1939 sei zwar offiziell wegen
einer befürchteten Bombardierung Turins erfolgt. Das wahre Motiv könne aber
gewesen sein, das Grabtuch "den Begierden der Nazis zu entziehen", sagte
Cardin, Direktor der Staatlichen Bibliothek Montevergine.
Das merkwürdige Interesse der Deutschen während des Hitler-Besuchs habe das Königshaus Savoyen wie den Vatikan alarmiert. Das Leinen mit dem rätselhaften Abbild eines Gekreuzigten sei schließlich unter Vermittlung von Giovanni Battista Montini, dem späteren Papst Paul VI., in einer Geheimaktion über Rom nach Montevergine gebracht und dort in einem Choraltar versteckt worden.
Grabtuch ab 10. April öffentlich zu sehen
Als 1943 deutsche
Wehrmachtssoldaten die Abtei inspizierten, versammelten sich laut Cardin die
Mönche zum Gebet an dem betreffenden Altar. Daraufhin habe der
Kommandoleiter die Anweisung gegeben, den Gottesdienst nicht zu stören. Am
29. Oktober 1946, nach dem Ende der italienischen Monarchie, gelangte das
Grabtuch wiederum unter großer Diskretion nach Turin zurück.
Das in Turin aufbewahrte Leinentuch, das von Gläubigen als Grabtuch des vom Kreuz genommenen Jesus verehrt wird, ist nach zehn Jahren erstmals wieder vom 10. April bis 23. Mai 2010 öffentlich zu sehen. Die norditalienische Stadt erwartet zu diesem Anlass mehr als eine Million Pilger. Am 2. Mai will Papst Benedikt XVI. ebenfalls als Pilger zu der Reliquie nach Turin reisen.