3 Tote, 2 Vermisste, tausende gerettete Menschen. In der polnischen Hauptstadt dürfte morgen Hochwasseralarm gegeben werden.
Wie in Zeitlupe: Eine Flutwelle auf der Weichsel rollte am Samstag, drei Wochen nach dem verheerenden Hochwasser im Mai, erneut mit zerstörerischer Kraft durch Polen. Aufgeweichte Dämme gaben dem Druck der Wassermassen am Samstag stellenweise nach. Tausende Menschen waren gefährdet und mussten schnellstens - auch mit Hubschraubern - in Sicherheit gebracht werden. Die Lage im Süden sei gefährlich, sagte Regierungschef Donald Tusk nach einer Sitzung des Krisenstabes in Warschau.
3 Tote, 2 Vermisste
Das Hochwasser hat inzwischen weitere
Menschenleben gefordert. Im Tatra-Kurort Zakopane wurde die Leiche eines
34-jährigen Mannes gefunden, der in der Nacht auf Samstag in einen Bach fiel
und ertrank. Ein 87-Jähriger wurde tot aus einem Graben geborgen. In Muszyna
starb während der Evakuierung ein Mann am Herzversagen. Zwei Menschen galten
als vermisst. Beim Hochwasser in Mai starben mindestens 22 Menschen in Polen.
Banges Warten
Die zweite Flutwelle auf der Oder soll dagegen nach
Ansicht polnischer Wetterexperten weniger Gefahren mit sich bringen - der
Scheitelpunkt würde zwischen 60 Zentimeter und einem Meter unter den
Mai-Höchstwerten liegen, sagte der Chef des Hydrometerologischen Instituts,
Mieczyslaw Ostojski. Der Dauerregen hörte inzwischen auf, doch für kommende
Woche hat das Institut weitere Niederschläge und Gewitter in Südpolen
vorausgesagt.
Deich geborsten
In Slupiec zwischen Krakau und Tarnobrzeg im
Süden des Landes durchbrach das Wasser den Deich. Der Gemeinde Szczucin
drohe eine Überflutung. Die Rettung von rund 3.000 Menschen aus dem
gefährdeten Gebiet lief an - die Armee setzte Amphibienfahrzeuge ein, um
Menschen und Tiere zu retten. Weiter nördlich lief die Weichsel über die
Deiche in Zastow Polanowski. In der Gegend waren vor zwei Wochen 20
Ortschaften überflutet worden. Damals war im Damm ein Riss von 400 Metern
Länge entstanden, der seither nur provisorisch repariert wurde.
Morgen Hochwasseralarm in Warschau
Auf den Scheitelpunkt der
Weichsel bereitete sich Sandomierz 200 Kilometer südlich von Warschau vor.
Stadtteile am rechten Flussufer waren vor zwei Wochen überflutet worden,
viele Straßen standen seither unter Wasser. In der Hauptstadt Warschau soll
der Hochwasseralarm am Sonntag ausgerufen werden. Der Scheitelpunkt werde
mit 7,60 Metern nur 20 Zentimeter niedriger ausfallen als im Mai, sagte
Bürgermeisterin Hanna Gronkiewicz-Waltz.
Bei Plock nördlich von Warschau reparierten hunderte Soldaten und Feuerwehrleute die vor zwei Wochen zerstörten Deiche. "Die Chance, dass wir das schaffen, ist sehr gering", gab der Chef des zentralpolnischen Bezirkes Mazowsze, Jacek Kozlowski, zu.
Dramatisch war die Lage auch in südpolnischen Gebieten mit Nebenflüssen der Weichsel. Der Fluss Poprad zerstörte am Freitag eine Eisenbahnbrücke zwischen Nowy Sacz und Stary Sacz. Zwei weitere Brücken in der Region gelten als gefährdet.
Unter Wasser gerieten Teile von Jaslo. Dutzende Einwohner wurden in die Sicherheit gebracht. In Muszyna setzten die Behörden Hubschrauber zur Rettung der Menschen ein. Tausende hatten keinen Strom. An der Oder erreichte der Scheitel Oppeln (Opole) in Schlesien. Wegen Unterspülung wurde eine wichtige Umgehungsstraße gesperrt.