Berchtesgaden

Höhlendrama: Jetzt spricht die Retterin

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Höhlen-Forscher schickt Video-Botschaft: "Ich danke euch!"

Seine Stimme hört sich verschwommen an, das linke Auge ist blutunterlaufen, er wirkt noch sehr müde. Trotzdem wandte sich der gerettete Höhlenforscher Johann Westhauser (52) am Freitag via Video-Botschaft an die Öffentlichkeit: „Ich danke allen Kameraden, die geholfen haben, mich zu retten. Es geht mir recht gut, das mit der Sprache wird sich auch wieder regeln. Es braucht seine Zeit, bis ich mich erholen kann“, sagte der 52-Jährige, im Krankenbett der Spezialklinik Murnau liegend, in die Kamera.


728 Helfer schafften das »Wunder vom Untersberg«
Hinter ihm liegt das „Wunder vom Untersberg“, Westhauser hat zwölf Tage in Deutschlands größter und tiefster Höhle mit einem Schädel-Hirn-Trauma überlebt. Am Donnerstag erblickte er um exakt 11.44 Uhr wieder Tageslicht. 728 Retter gingen 274 Stunden lang bis an die Grenzen ihrer Kräfte, leisteten in einem internationalen Hilfseinsatz schier Unmögliches.

Ärztlicher Direktor: »Das ist ein kleines Wunder«
Westhauser wurde direkt vom Höhleneingang in die Spezialklinik bei Garmisch-Partenkirchen geflogen und intensivmedizinisch behandelt: „Er erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma mit einer Hirnblutung, was Auswirkungen auf seine motorischen Fähigkeiten hat“, sagte Volker Bühren, der ärztliche Direktor der Klinik. Aber: „Es ist eine weitgehende Wiederherstellung des Patienten zu erwarten“, meinte Bühren. Der Verlauf der Genesung hätte auch auf einer Intensivstation nicht besser sein können, das sei „ein kleines Wunder“, meinte er.

Zu verdanken ist das auch der außerordentlichen Leistung der österreichischen Helfer: Höhlen-Arzt Martin Göksu betreute Westhauser 6,5 Tage lang in der Tiefe und Sabine Zimmerebner avancierte zu Westhausers Vertrauensperson: „Ich hielt seine Hand, es herrschte eine kameradschaftliche Stimmung, wir haben sogar Witze gemacht“, erzählt Zimmerebner im ÖSTERREICH-Interview. Tatsächlich war die Situation brisant: „Er war in Lebensgefahr, aber es war klar: Er muss da raus“, meint Höhlen-Arzt Göksu. Die Genesungszeit soll drei bis sechs Monate dauern.
 

Arzt im Interview: »Westhauser hat 
starken Überlebenswillen«

ÖSTERREICH: Wie war Ihr Eindruck vom Patienten?
Jacob Krammer: Westhauser hat einen starken Überlebenswillen, das hat mich besonders beeindruckt. Er wollte unbedingt gerettet werden.+

ÖSTERREICH:
Wie schwierig war der Einsatz für Sie?
Jacob Krammer: Ich war 60 Stunden in der Höhle – davon 48 Stunden beim Patienten. Da ich gerne Höhlen befahre, hatte ich kein Problem mit der Enge. Aber es war mir auch klar, dass die Situation in der Höhle aufgrund des Steinschlags für alle sehr gefährlich ist. Insgesamt war der Einsatz für mich befriedigend. Wir Ärzte haben gute Arbeit geleistet.


Westhausers Vertrauensperson im Interview: ›Bei Rettung sind wir uns alle in die Arme gefallen‹

ÖSTERREICH: Sie waren vielleicht die Wichtigste von 1.000 Helfern. Wie kamen Sie dazu?
Sabine Zimmerebner: Als der Anruf kam, war mir klar, dass ich helfen muss. Ich ließ alles liegen und stehen. Anfangs war alles sehr stressig, die Anspannung groß. Aber wie die Teams gestanden sind und es losging, habe ich mir gesagt: Ich bin für ihn da.

ÖSTERREICH: Ein Rettungseinsatz in dieser Tiefe, Kälte, Finsternis. Keine Angst gehabt?
Sabine Zimmerebner: Nein, wenn du dich fürchtest, gehst du da nicht rein.

ÖSTERREICH: Wie bekommt man den Mut?
Sabine Zimmerebner: Man fängt klein an, übt viel Seiltechnik …...

ÖSTERREICH: Sie kannten die Riesending-Höhle?
Sabine Zimmerebner: Nein, das war für mich das erste Mal. Ich bin aber viel auf der Salzburger Seite in vielen Höhlen unterwegs gewesen.

ÖSTERREICH: Sie kannten auch Johann Westhauser?
Sabine Zimmerebner: Natürlich, wir sind beide Höhlenforscher.

ÖSTERREICH: Was war Iihre Aufgabe bei der Rettung?
Sabine Zimmerebner: Ich war seine Vertrauensperson. Ich habe seine Hand gehalten, habe ihm gut zugeredet, manchmal haben wir auch Witze gemacht, die Stimmung war kameradschaftlich, wir haben auch unsere Jausen miteinander geteilt. Natürlich habe ich ihn auch über die einzelnen Schritte der Bergung informiert. Außerdem waren ja italienische und kroatische Teams in der Höhle, ich war auch Übersetzerin.

ÖSTERREICH:
Eine Herausforderung unter der Anspannung …...
Sabine Zimmerebner: (lacht) Ich habe gute Nerven, das bringt mein Job als Kindergärtnerin automatisch mit sich....

ÖSTERREICH: Sie wirken sehr zierlich. Wie haben Ssie das körperlich geschafft?
Sabine Zimmerebner: Ich kann sehr viele schwere Säcke tragen. .. Im Ernst: Es war schon anstrengend. Es war alles sehr eng, oft war man übermüdet, maximal drei Stunden Schlaf in einem Schlafsack, Johann brauchte auch viele Ruhephasen.

ÖSTERREICH: Er schwebte in Lebensgefahr?
Sabine Zimmerebner: Ja. Es lief viel über Blickkontakt und wie gesagt: Ich habe immer wieder einfach nur seine Hand gehalten. Er hat mich auch gebeten, dass ich seine Frau von ihm grüße. Das hab ich gleich als Erstes getan, wie ich wieder aus der Höhle war.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie den Moment der Rettung erlebt?
Sabine Zimmerebner: Wir sind uns alle in die Arme gefallen. Die Männer, auch die härtesten unter ihnen, haben alle geweint.

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