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Hotspot Lampedusa: "Die Lage bleibt kritisch"

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Die ganze Welt schaut derzeit nach Lampedusa: Die kleine Mittelmeerinsel ist der Hotspot der gescheiterten EU-Flüchtlingspolitik. Lokalaugenschein auf der Flüchtlingsinsel von oe24-Reporter Karl Wendl.

Lampedusa. Dutzende kleine Boote liegen im Hafen von Lampedusa. Seelenverkäufer. Ein Kran hievt sie aus dem Wasser. Es sind billig zusammengeschweißte Stahlkähne mit meist nur einem Außenbordmotor. Kaum mehr als 20 PS. So fahren sie über das offene Meer. Von Sfax in Tunesien bis nach Lampedusa.

Lampedusa

Last Exit EU - Flüchtlingsboote auf Lampedusa

© Wendl
× Lampedusa

"Wir konnten uns kaum festhalten"

Fast 200 Kilometer sind es von der tunesischen Küste bis zum „Tor nach Europa“. Ohne GPS, keine ausgebildeten Kapitäne, bis zu 40 Personen an Bord. Die wenigsten haben Schwimmwesten. Ich treffe Bahim, er ist 17, kommt aus Gambia. Gemeinsam mit seinem Bruder ist er zuerst durch die Wüste. Quer durch die Sahara. Dann haben sie sich bis nach Tunesien durchgeschlagen. Sie schliefen auf der Straße, in Vorgärten. Schließlich ergatterten sie Plätze auf einem der Stahlkähne: „Wir hockten auf aufgeblasenen Gummireifen, zwei Tage waren wir unterwegs“, erzählt er, sein Englisch ist perfekt. Das Meer war aufgewühlt, „wir konnten uns kaum festhalten“, schildert er. An Bord waren etwa 30 junge Männer, vier Frauen, mehrere Kinder.

Lampedusa
© Wendl
× Lampedusa

Bis zu 1.500 Euro für Überfahrt

Bahim will keine genaue Summe nennen, die er bezahlt hat. Er sagt bloß: „Die Schleuser verlangen zwischen 300 und 1.500 Euro für ein Ticket“. Er und sein Bruder träumen von einem Job „irgendwo in Europa, am liebsten in Frankreich“.

Hotspot Lampedusa. In den vergangenen zwei Wochen sind 12.000 Flüchtlinge auf der kleinen Insel angekommen. Die Insel hat aber nur 6.500 Einwohner.

1.761 Menschen sind jetzt im Camp

Das „Empfangscamp“ auf der Insel fasst nur rund 400 Personen. Der „Hotspot“ ist von einem Zaun umgeben, streng kontrolliert wird die gesperrte Zone aber nicht. Hunderte Migranten stehen in der prallen Sonne. Sie warten auf den Abtransport zum Pier. Von dort werden täglich Migranten nach Sizilien und auf’s italienische Festland gebracht.

Derzeit sind im Camp noch rund 1.761 Personen, darunter 443 nicht begleitete Minderjährige. Doch ständig kommen neue Boote an. Mittwochfrüh waren es vier, 171 Personen an Bord. Weitere 17 Personen strandeten auf der kleinen Insel Lampione südlich von Lampedusa. Sie wurden von der italienischen Küstenwache gerettet. 24 Stunden zuvor trafen 23 Boote mit insgesamt 896 Menschen an Bord auf Lampedusa ein.  

"Lage bleibt kritisch"

„Lampedusa muss als Symbol der gescheiterten EU-Flüchtlingspolitik herhalten“, klagt Attilo Lucia, 38, stellvertretender Bürgermeister von Lampedusa: „Wir haben hier die tollsten Strände Italiens, ein schönes, klares Meer. Doch gleichzeitig haben wir diese Migrantenproblem. Inzwischen kommen zwar deutlich weniger Flüchtlinge an als noch vor Tagen, als sich die Flüchtlingsboote vor dem Hafen stauten. Doch die Lage bleibt weiterhin sehr kritisch.
  

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