UNO-Schätzung
Hunderttausende fliehen aus Libyen
21.03.2011
Im Grenzbereich zu Ägypten sollen bis zu 2.000 "Papierlose" gestrandet sein.
Derzeit sitzen laut Reportern zwischen 1.500 und 2.000 afrikanische Flüchtlinge im Niemandsland zwischen Libyen und Ägypten fest. Es handelt sich großteils um junge Männer aber auch einige Dutzend Frauen, heißt es in einem am Montag in Helsinki erschienenen Artikel der finnischen Tageszeitung "Helsingin Sanomat".
Alle News zur Lage in Libyen
Über 300.000 sind geflohen
Berichten zufolge sind insgesamt bereits Hunderttausende Menschen auf der Flucht aus Libyen. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR schätzt, dass bereits 318.000 Menschen aus Libyen geflohen sind.
165.000 davon flohen demnach nach Tunesien. Im östlichen Nachbarland Ägypten dürften rund 137.000 Menschen Schutz vor den Kampfhandlungen in Libyen suchen.
600.000 werden humanitäre Hilfe brauchen
Der dänische Flüchtlingsrat DRC ging in einer Aussendung vom Montag, ebenfalls auf der Basis von UNO-Zahlen, davon aus, dass mindestens 290.000 Menschen aus Libyen bereits in die umliegenden Staaten geflohen sind. 100.000 weitere dürften demnächst folgen. Es sei zu erwarten, dass in Libyen selbst demnächst 600.000 Menschen von humanitärer Hilfe abhängigen sein werden.
Krisen-Flüchtlinge im Niemandsland
Die finnischen Reportern sprachen mit gestrandeten Flüchtlingen in einer, mit einem Metallzaun umgebenen, sogenannten Niemandsland-Zone in der Nähe des ägyptischen Dorfes Sallum an der Mittelmeerküste. Die meisten von ihnen haben demnach keinerlei persönliche Dokumente bei sich und stammen aus verschiedenen afrikanischen Konfliktgebieten wie dem Tschad, Somalia, Eritrea oder dem Kongo. Sie waren nach eigenen Angaben in Libyen, um dort Arbeit zu suchen oder um weiter nach Europa zu flüchten.
Als Grund für ihre Flucht aus Libyen nannten die Interviewten Furcht vor den Gaddafi-Truppen als auch den Rebellensoldaten, und jetzt vor den Bomben der Alliierten. Überdies sei ihnen die libysche Zivilbevölkerung oft feindlich gesinnt, weil Machthaber Muammar al-Gaddafi auch - oft angeblich besonders grausame - schwarzafrikanische Söldner in seinen Elitetruppen beschäftige.