Zugunglück in Spanien

"Ich saß im Todeszug"

25.07.2013



Der Zugführer des spanischen Todeszugs gestand, dass er viel zu schnell war.

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© EPA
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Passagier Sergio Prego hat den Crash überlebt, sitzt mit blutenden Kopfwunden vor dem zerstörten Waggon: „Der Zug war zu schnell, überschlug sich in der Kurve“, stammelt er: „Ich hatte Glück, dass ich rausgekommen bin.“ Geschockt schildert Anibal Malvar: „Sitze und Gepäck flogen durch das Abteil, Menschen wurden zerquetscht, überall Blut und Trümmer, unfassbar.“



Die Katastrophe geschah auf dem Weg von Madrid zur Atlantikküste: Mit 190 Stundenkilometern raste der Hochgeschwindigkeitszug „Alvia“ am Mittwoch um 20.42 Uhr auf die Kurve zu. Viel zu schnell: Nur 80 km/h sind auf dem Neubau-Abschnitt vier Kilometer vor der Pilgerstadt Santiago de Compostela erlaubt.
240 Passagiere waren an Bord. Im Cockpit zwei Lokführer. Plötzlich ein gewaltiger Knall und schriller, metallischer Lärm. Dann gellende Schreie Verletzter.

13 Waggons wurden aus den Schienen gerissen, krachten gegen Betonmauern. Ein Waggon flog über die Begrenzungsmauer, die Insassen hatten keine Chance: Bis gestern Abend gab es 80 tote Passagiere, darunter ein zweijähriges Kind. 168 wurden verletzt.

Konsul: „Bisher kein Österreicher unter Opfern“
Einer der Lokführer rief verzweifelt in sein Handy: „Wir sind entgleist! Was können wir tun?“ Die beiden Eisenbahner blieben unverletzt. Vermutlich wollten die Lokführer eine Verspätung aufholen.

Österreicher. In Santiago endet der Jakobsweg, die Feier zu Ehren des heiligen Jakobs sollte jetzt stattfinden. Rund 2.000 Austro-Pilger besuchten zuletzt die Stadt: „Im Zug dürfte kein Österreicher gesessen haben“, sagt Konsul Peter Janisch.

Lokführer schrie ins Handy: "Wir sind entgleist"
Mittwoch, 20.42 Uhr. Vier Kilometer vor dem Bahnhof der Pilgerstadt. Der Hochgeschwindig­keitszug (bis zu 240 Stundenkilometer) ist mit 190 km/h unterwegs. Mehrmals schon haben Experten auf die Gefahr in der engen Kurve hingewiesen. Deshalb sind hier nur 80 km/h erlaubt. Die beiden Lokführer sind doppelt so schnell unterwegs. Der Zug neigt sich zur Seite, wird aus den Gleisen gehoben. 20.43 Uhr. Einer der Lokführer schreit ins Handy: „Wir sind entgleist! Wenn es Tote gibt, stehe ich das nicht durch!“

(wek)

 

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