Wie durch ein Wunder sei niemand verletzt oder getötet worden.
Vor einem Gericht in Nordirland ist am Montagabend eine Autobombe explodiert. Wie durch ein Wunder sei niemand verletzt oder getötet worden, als die Bombe in der Stadt Newry hochging, sagte der Polizeichef. Politiker in Belfast und London verurteilten den Anschlag, der laut britischer Regierung den Friedensprozess nicht stoppen wird.
Nicht zu Anschlag bekannt
Die Polizei sei zu einem verdächtigen
Fahrzeug vor dem Gericht in Newry gerufen worden, sagte der Polizeichef der
Stadt, Sam Cordiner. Rund 30 Minuten später, als die Beamten noch das
Gelände geräumt hätten, sei die Bombe explodiert. Niemand bekannte sich
zunächst zu dem Anschlag. Der Vizechef der pro-britischen Ulster Unionist
Party (UUP), Danny Kennedy, sagte jedoch, republikanische "Dissidenten"
hätten vor dem Anschlag gewarnt. Newry liegt rund 35 Kilometer südlich von
Belfast.
Ein Sprecher des britischen Premierministers Gordon Brown sagte am Dienstag in London, der Anschlag stehe nicht für die Haltung der großen Mehrheit der Menschen in Nordirland und werde die begonnene Justiz- und Polizeireform sowie den Friedensprozess als Ganzes nicht stoppen. Anfang Februar hatten sich die pro-irische Sinn Fein und die pro-britische Protestantenpartei DUP nach zähem Ringen auf eine Polizei- und Justizreform verständigt. Damit ebneten sie den Weg für eine größere Eigenständigkeit Nordirlands.
Akt von "sinnloser Gewalt"
Nordirland-Staatssekretär
Shaun Woodward sprach in London von einem Akt "sinnloser Gewalt" einer
"kleinen Handvoll Leute, die sich weigern, die überwältigende Unterstützung
der Bevölkerung für den Friedensprozess zu akzeptieren". Ähnlich äußerte
sich der irische Außenminister Micheal Martin: Die Politik werde sich nicht
von einer "kleinen kriminellen Minderheit" beeinflussen lassen, die
Nordirland in den "Sumpf von Hass und Gewalt" stürzen wollte. Der
Sinn-Fein-Abgeordnete Conor Murphy hielt den Attentätern vor, sie hätten
"absolut nichts anzubieten außer einer Rückkehr zur Vergangenheit".
Nach drei Jahrzehnten blutigen Kampfes mit mehr als 3500 Toten hatten Katholiken und Protestanten die Gewalt mit dem Karfreitagsabkommen 1998 weitgehend beendet und den Weg für eine gemeinsame Regionalregierung für Nordirland freigemacht. Vergangenes Jahr wurden bei zwei Anschlägen katholischer Untergrundkämpfer zwei britische Soldaten und ein Polizist getötet. Anfang Januar wurde ein Polizist schwer verletzt, als unter seinem Wagen ein Sprengsatz explodierte. Mehrfach wurde in den vergangenen Wochen auf Polizeiwachen in Nordirland geschossen.