Die 44-jährige Jihadistin sitzt in einem jordanischen Gefängnis.
Die Jihadistin Sajida al-Rishawi ist durch die Versuche der Miliz Islamischer Staat (IS), sie in einem Gefangenenaustausch freizupressen, ins internationale Rampenlicht gerückt. Die 44-jährige Irakerin, die seit neun Jahren in einer jordanischen Todeszelle sitzt, ist für den IS eine ausgesprochen wichtige Symbolfigur.
Moralischer Sieg
"Ihre Freilassung wäre für die Jihadisten ein moralischer Sieg, der ihre Stellung in den irakischen Stammesgebieten festigen würde, wo die Wurzeln des IS liegen", erklärt Mohammed Abu Remann vom Zentrum für Strategische Studien an der Universität Amman.
Die Miliz hatte vergangene Woche mit der Tötung des jordanischen Kampfpiloten Maas al-Kassasbeh gedroht, sollte die Regierung in Amman Al-Rishawi nicht im Austausch für den gekidnappten Japaner Kenji Goto freilassen. Weil Jordanien als Vorbedingung ein Lebenszeichen des über Nordsyrien abgestürzten Piloten verlangte, verzögerte sich der Austausch und die Jihadisten veröffentlichten am Samstag ein Video von der Enthauptung des Japaners. Jordaniens König Abdullah II. deutete am Wochenende an, im Austausch für "unseren heldenhaften Piloten" könne die verhinderte Attentäterin nun freikommen.
Zum Tode verurteilt
Vier Tage nach einer Anschlagsserie auf drei Hotels in Amman, bei der Ende 2005 sechzig Menschen starben, wurde Al-Rishawi festgenommen und im April 2006 zum Tode verurteilt. In ihren im jordanischen Staatsfernsehen übertragenen Geständnissen, erklärte sie, dass sie es im letzten Moment nicht geschafft hatte, den Zünder ihres Sprengstoffgürtels zu betätigen. Gemeinsam mit ihrem Mann, der sich im Radisson-Hotel mitten in einer Hochzeitfeier in die Luft sprengte, und zwei weiteren Attentätern war sie zu den Parallel-Anschlägen aufgebrochen.
Die Verantwortung für die Terrorwelle übernahm seinerzeit die Al-Kaida im Irak unter Abu Moussab al-Zarkawi, eine sunnitische Salafistengruppe, die sich zum IS entwickelte. Al-Rishawi, von der seit Jahren nicht mehr gesprochen wurde, auch weil in Jordanien Todesurteile gegen Frauen schon lange nicht mehr vollstreckt wurden, "ist wegen ihrer Verbindungen zur Al-Kaida im Irak und zur folgenschwersten Auslandsoperation dieser Gruppe weiter wichtig", erläutert Aimen al-Tamini, Forscher des Instituts Middle East Forum.
"Sie gehörte zum engen Kreis um Al-Zarkawi, der die Vorläuferorganisation des IS gründete", erklärt auch Hassan Abu Haniye, Experte für islamistische Gruppierungen. "Außerdem ist sie Angehörige eines Sunnitenstammes in der westirakischen Provinz Al-Anbar, die heute größtenteils vom Islamischen Staat kontrolliert wird", fügt er hinzu. Von Bedeutung sei zudem, "dass sie die Schwester eines früheren Kaida-Emirs und engen Zarkawi-Gefolgsmanns ist, der im Kampf starb".
Wichtigste Gefangene
Der IS "will wegen ihrer moralischen und symbolischen Bedeutung Rishawi und niemand anders freibekommen", pflichtet Oraib Rentawi bei, Direktor des Al-Quds-Zentrums für politische Studien in Amman. "Ihr Name ist direkt mit dem Zarkawis verbunden." Sieben Monate nach den Anschlägen in Amman wurde der Al-Kaida-Chef im Irak, ein gebürtiger Jordanier, bei einem US-Luftangriff nördlich von Bagdad getötet.
Al-Rishawi verbringt seitdem ihre Tage in einem jordanischen Frauengefängnis mit dem Studium des Koran und im TV-Raum, wo sie islamische Sender schaut. Der IS wolle "wie ein Staat behandelt werden", erklärt der Forscher Tamini abschließend. "Und einen Austausch von Kriegsgefangenen vorzuschlagen, anstelle von Lösegeld, wie es die meisten bewaffneten Gruppen tun, ist auch eine Art, diese Anerkennung zu erlangen.