Offensive im Irak

Irakische Armee dringt in Mosul ein

01.11.2016

Irak meldete Einnahme von TV-Sender. Sicherheitskräfte sollen erstmals auf Stadtgebiet vorgedrungen sein.

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© Reuters
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Die irakische Armee ist rund zwei Wochen nach Beginn der Großoffensive auf die IS-Hochburg Mosul nach eigenen Angaben erstmals auf das Stadtgebiet vorgedrungen. Eliteeinheiten erreichten am Dienstag die Stadtgrenze und überquerten sie, wie der Chef der Anti-Terror-Kräfte, Talib Shaghati, dem Staatssender Al-Iraqiya sagte. "Wir haben nun die eigentliche Befreiung Mosuls begonnen."

Heftige Kämpfe
Irakische Eliteeinheiten nahmen zudem den Ort Gogjali am östlichen Stadtrand Mosuls und ein TV-Gebäude direkt an der Stadtgrenze ein, wie die Armee mitteilte. Der Vormarsch gehe weiter. Der kurdische TV-Sender Rudaw berichtete von heftigen Kämpfen in Gogjali.

Trotz des Vormarschs an die Stadtgrenze dürfte die Schlacht um die letzte Bastion der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) im Irak noch Wochen oder sogar Monate dauern. Die Extremisten verteidigen sich gegen die Angreifer mit Selbstmordattentätern und Scharfschützen. Zudem haben sie Tunnelsysteme ausgehoben, in denen sie sich geschützt bewegen können. Denn Angreifern drohen blutige Straßenkämpfe.

Tausende Zivilisten als Schutzschild
Schwierig ist die Offensive für die Angreifer auch, weil der IS nach UN-Erkenntnissen Tausende Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbraucht. Demnach hätten IS-Kämpfer Montagfrüh "etwa 25.000 Zivilisten" aus der Ortschaft Hamam al-Alil mit Lastwagen und Bussen zu Stellungen in und um Mosul transportieren wollen. Die meisten Fahrzeuge seien durch Überwachungsflüge der von den USA angeführten multinationalen Militärkoalition an der Einfahrt nach Mosul gehindert und zur Umkehr gezwungen worden.

Möglicherweise würden die Zivilisten bei der Rückeroberung von Mosul durch irakische Regierungstruppen als Schutzschilde benutzt, warnte eine Sprecherin des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Ravina Shamdasani, in Genf. Die UNO sei "ernsthaft besorgt" über die Sicherheit dieser Menschen sowie "über die von Zehntausenden anderen Zivilisten, die in den vergangenen zwei Wochen mit Gewalt fortgebracht wurden", sagte Shamdasani. Auf die Frage nach der Glaubwürdigkeit der jüngsten Berichte sagte sie, es handle sich um "Rohinformationen", die noch überprüft werden müssten.

8.000 Familien entführt
Bereits am Freitag hatte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte mitgeteilt, die IS-Miliz habe fast 8.000 Familien entführt, die sie offenbar als menschliche Schutzschilde missbrauchen wolle. Shamdasani fügte hinzu, am Samstag hätten die Jihadisten mehr als 40 ehemalige Soldaten der irakischen Sicherheitskräfte getötet und ihre Leichen in den Fluss Tigris geworfen.

Die irakische Armee, kurdische Peschmerga-Kämpfer und Milizen hatten vor rund zwei Wochen die lang erwartete Offensive auf Mosul begonnen. Wird die Großstadt von den Extremisten befreit, wäre der IS im Irak militärisch weitgehend besiegt. Während die Angreifer von Osten her an Mosul heranrücken konnten, sind sie im Norden und vor allem im Süden noch weiter von der Stadtgrenze entfernt.

"Werden wir sie angreifen und töten"
Die IS-Kämpfer in Mosul haben ihre Bewegungsfreiheit nach Einschätzung des US-Militärs zu einem großen Teil verloren. Sie könnten sich nicht mehr in großen Kolonnen und in großer Zahl zwischen Mosul und der syrischen IS-Hochburg Raqqa bewegen, sagte US-Militärsprecher John Dorrian. Wo sie in einer größeren Zahl zusammenkämen, "werden wir sie angreifen und töten".

Die Türkei verlegte unterdessen Panzer in das Grenzgebiet zum Irak. Eine Kolonne sei auf dem Weg in die Südosttürkei, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. "Die Türkei muss gegen jede Möglichkeit im Voraus Vorbereitungen treffen", sagte Verteidigungsminister Fikri Isik. In der Region Bashika nordöstlich von Mosul sind seit längerem türkische Soldaten stationiert. Der Irak fordert deren Abzug, Ankara lehnt das ab. Die türkischen Truppen unterstützen lokale Milizen und die kurdischen Peschmerga.

 

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