Menschenrechtskommissar Türk: "Zutiefst beunruhigend"
Im Iran sind laut den Vereinten Nationen im vorigen Jahr mindestens 901 Menschen hingerichtet worden. Allein in einer einzigen Woche im Dezember seien 40 Todesurteile vollstreckt worden, erklärte der UNO-Menschenrechtskommissar Volker Türk am Dienstag. Es sei "zutiefst beunruhigend", dass die Zahl der Hinrichtungen im Iran von Jahr zu Jahr steige. "Es ist höchste Zeit, dass der Iran die immer weiter anschwellende Flut von Hinrichtungen eindämmt", forderte der Österreicher.
Den UNO-Angaben zufolge wurden 2024 die meisten Hinrichtungen wegen Drogendelikten vollstreckt. Todesurteile wurden aber auch gegen Dissidenten und Menschen vollzogen, "die mit den Protesten von 2022 in Verbindung standen". Damals hatte der Tod der in Gewahrsam der Sittenpolizei gestorbenen Kurdin Mahsa Amini Massenproteste im Land ausgelöst.
Laut den Vereinten Nationen gab es im vergangenen Jahr auch einen Anstieg der Zahl von hingerichteten Frauen. Die Nichtregierungsorganisation Iran Human Rights (IHR) mit Sitz in Norwegen hatte am Montag erklärt, dass im vergangenen Jahr mindestens 31 Frauen im Iran hingerichtet worden seien.
Wohl nur in China mehr Exekutionen
"Wir lehnen die Todesstrafe unter allen Umständen ab", sagte UNO-Menschenrechtskommissar Türk. "Sie ist unvereinbar mit dem Grundrecht auf Leben und birgt das inakzeptable Risiko, dass unschuldige Menschen hingerichtet werden." Er forderte die iranische Behörden auf, alle weiteren Hinrichtungen zu stoppen und die Todesstrafe langfristig abzuschaffen.
Im iranischen Recht werden Straftaten wie Mord, Drogenhandel, Vergewaltigung und sexueller Missbrauch mit der Todesstrafe geahndet. Die Islamische Republik vollstreckt jährlich so viele Hinrichtungen wie kein anderes Land der Welt - mit Ausnahme von vermutlich China, wo es Menschenrechtsorganisationen zufolge keine verlässlichen Zahlen gibt.
Menschenrechtsorganisationen werfen der iranischen Führung unter dem geistlichen Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei vor, die Todesstrafe vor allem nach den Massenprotesten in 2022 zur Einschüchterung der Bevölkerung einzusetzen.