Racheakt für General
Iran greift US-Militärbasis im Irak an
08.01.2020Racheakt für Tötung von General ++ Zunächst keine Angaben über mögliche Opfer
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Der Iran hat als Vergeltung für die Tötung eines iranischen Generals zwei internationale Truppenstützpunkte mit US-Soldaten im Irak mit Raketen attackiert. In der Nacht auf Mittwoch seien in den Stützpunkten im nordirakischen Erbil sowie Ain al-Asad im Westirak mehr als ein Dutzend Raketen eingeschlagen, teilte das US-Verteidigungsministerium mit. Angaben über mögliche Opfer lagen zunächst vor.
Pentagon-Sprecher Jonathan Hoffman erklärte, es sei klar, dass die Raketen vom Iran aus auf die beiden von den USA genutzten Stützpunkte abgefeuert worden seien. Der Schaden werde noch untersucht. Die USA hätten aber angesichts der iranischen Drohungen in den vergangenen Tagen "alle angemessenen Maßnahmen" ergriffen, um den Schutz von Soldaten der USA und der Partnerstaaten sicherzustellen.
Die US-Luftfahrtaufsicht untersagte US-Passagiermaschinen den Überflug über die Region. Zivile Flugzeuge dürften nicht mehr über den Irak, den Iran, den Persischen Golf sowie den Golf von Oman fliegen, teilte die Luftfahrtaufsichtsbehörde FAA am Dienstagabend (Ortszeit) mit.
Racheakt für Tötung von General
Die iranischen Revolutionsgarden erklärten, dass sie die Basis Ain al-Asad mit "Dutzenden Raketen" attackiert hätten. Die Revolutionsgarden bezeichneten den Angriff laut iranischen Staatsmedien als Vergeltung für die gezielte Tötung von General Qassem Soleimani bei einer US-Drohnenattacke in Bagdad am vergangenen Freitag.
Die Revolutionsgarden drohten zudem mit Angriffen auch gegen Israel und mit den USA "verbündete Regierungen". Die US-Truppen forderten sie auf, die Region zu verlassen, um Verluste zu vermeiden. Zugleich warnten sie vor amerikanischen Gegenangriffen. Das iranische Parlament hatte am Dienstag ein Gesetz beschlossen, das sämtliche US-Streitkräfte als "Terroristen" einstuft.
Ein Kommandant der Revolutionsgarden bezeichnete im iranischen Fernsehen die jüngsten Angriffe als "nur den ersten Schritt" und drohte mit weiteren Attacken. Der Iran werde die Amerikaner nicht verschonen.
Die Revolutionsgarden sind die zweite Säule der iranischen Streitkräfte neben der regulären Armee. Soleimani war der Kommandant der Quds-Brigaden, einer Eliteeinheit der Revolutionsgarden, welche der Iran vor allem im Ausland einsetzt.
Trump: "Alles okay"
Nach den Raketenangriffen in der Nacht teilte das Weiße Haus mit, US-Präsident Donald Trump sei über die "Berichte über Attacken auf US-Einrichtungen im Irak" in Kenntnis gesetzt worden und verfolge die Lage. Der Präsident berate sich mit seinem Sicherheitsteam, darunter Verteidigungsminister Mark Esper, Außenminister Mike Pompeo sowie Generalstabschef Mark Milley.
AFP-Korrespondenten beobachten nach den Raketenangriffen intensive Bewegungen von Kampfjets am Himmel über der irakischen Hauptstadt Bagdad. Sie konnten allerdings zunächst nicht identifizieren, zu welchen Streitkräften die Flugzeuge gehörten.
Der Iran hatte nach der Tötung des einflussreichen Generals Soleimani Vergeltung angekündigt. Trump drohte daraufhin, sollte der Iran Vergeltungsangriffe verüben, werde das Land "die Konsequenzen erleiden, und zwar sehr stark". Es gebe eine Liste von mehr als 50 iranischen Zielen, die von den USA angegriffen werden könnten, schrieb er etwa am Samstag auf Twitter. Im Irak sind rund 5.000 US-Soldaten stationiert, die ein internationales Militärbündnis zum Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) anführen.
Eskalation
Die Eskalation des Konflikts zwischen Washington und Teheran hat international Sorgen vor einer militärischen Konfrontation beider Staaten bis hin zu einem Krieg geweckt.
In den USA wurde das Vorgehen Trumps von der Opposition scharf kritisiert. Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, erklärte nach den iranischen Raketenangriffen, die Sicherheit der US-Soldaten in der Region müsse gewährleistet sein. Die Trump-Regierung müsse ihre "unnötigen Provokationen" beenden sowie der Iran die Gewalt, forderte die Demokratin. "Amerika und die Welt können sich keinen Krieg leisten", schrieb Pelosi am Dienstagabend (Ortszeit) auf Twitter.
Die Amerikaner sind nach einer Umfrage zunehmend unzufrieden mit der Iran-Politik von Trump nach der Tötung des führenden iranischen Generals durch das US-Militär. Nach der Erhebung von Reuters/Ipsos geht eine Mehrheit der Erwachsenen davon aus, dass es in naher Zukunft zwischen beiden Staaten zum Krieg kommt. Nach der in den ganzen USA durchgeführten Umfrage missbilligen 53 Prozent der Befragten das Vorgehen Trumps.
Die US-Stützpunkte im Irak waren zuletzt häufiger mit technisch einfacheren Raketen von örtlichen schiitischen Milizen, die vom Iran unterstützt werden, angegriffen worden
In Erbil schlugen die iranischen Raketen in einem US-Luftwaffenstützpunkt nahe dem Flughafen ein, meldete die iranische Nachrichtenagentur Fars. ln der Hauptstadt der nordirakischen Kurden-Region sind auch 115 deutsche Soldaten im Rahmen der Anti-IS-Koalition stationiert. Sie blieben unverletzt. Den dortigen deutschen Soldaten "geht es gut", sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr der Nachrichtenagentur AFP. Auch die australischen Militärs und Diplomaten im Irak seien in Sicherheit, sagte erklärte der australische Premierminister Scott Morrison.
Der in einer Wüstengegend gelegene Stützpunkt Ain Al-Asad wurde laut dem irakischen TV-Sender Al-Mayadeen in volle Alarmbereitschaft versetzt. US-Hubschrauber kreisten über ihm und Sirenen seien zu hören.