Nach der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah sind nach Einschätzung der iranischen Führung alle Optionen denkbar - auch ein noch umfassenderer Nahost-Krieg.
"Alle sollten sich bewusst sein, dass die Lage äußerst explosiv und jederzeit alles möglich ist (...) auch ein Krieg", warnte Außenminister Abbas Araqchi am Sonntag.
Israel hat laut Araqchi für eine internationale Krise gesorgt und die gesamte Welt in Alarmbereitschaft versetzt. Daher habe der Iran auch eine Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats gefordert, so der Chefdiplomat im Gespräch mit iranischen Reportern in New York. Araqchi sagte weiter, Nasrallahs Blut sei nicht umsonst geflossen und Israel werde die Tat bereuen.
Bisher zurückhaltend
Laut Beobachtern war die iranische Reaktion auf die Tötung Nasrallahs bisher eher zurückhaltend. Von einem eigenen Vergeltungsschlag war bisher nicht die Rede. Teheran scheint es demnach derzeit vorzuziehen, Israel auf internationaler Bühne diplomatisch zu diskreditieren.
Nach der Tötung des vom Iran unterstützten Nasrallah am Freitag bei einem Luftangriff Israels in einem Vorort von Beirut, wird Israel weiterhin aus dem Libanon angegriffen. Laut der israelischen Armee sind am Sonntag in der Früh etwa acht aus dem Libanon abgefeuerte Raketen auf dem Gebiet der Stadt Tiberias im Norden Israels eingeschlagen. Die Projektile seien in "offenem Gelände" gelandet, hieß es. Verletzte habe es nicht gegeben. Auch Israel greift weiterhin im Libanon an.
Außerdem fing ein israelisches Raketenschiff nach Militärangaben eine Drohne ab, die vom Roten Meer aus in Richtung der Hafenstadt Eilat unterwegs war. Zuvor hatte es in der Stadt an Israels Südspitze Luftalarm gegeben. Der sogenannte Islamische Widerstand im Irak erklärte, ihre Kämpfer hätten ein "wichtiges Ziel" in Eilat mit Drohnen angegriffen.
"Achse des Widerstands"
Bei der Gruppe handelt es sich um einen Zusammenschluss Iran-treuer Milizen in dem Land, die seit Beginn des Gaza-Kriegs vor einem Jahr gemeinsam unter diesem Namen auftreten. Das Tempo der Angriffe auf Israel und dessen Verbündete würde noch erhöht, teilten die Milizen mit. Sie veröffentlichte ein Video vom angeblichen Start der Drohne, bei dem jemand ein Foto des getöteten Hisbollah-Chefs Nasrallah in die Kamera hält.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast einem Jahr kommt es immer wieder zu Angriffen der Hisbollah und anderer Kräfte der sogenannten Achse des Widerstands von Verbündeten des Iran auf Israel. Dazu gehören auch Milizen im Irak sowie die Houthi-Rebellen im Jemen.
Damit wollen die Beteiligten nach eigenen Angaben der militanten Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen im Kampf gegen Israel beistehen. Israel schoss lange jeweils in ähnlichem Umfang zurück. Das Land hat seine Luftangriffe im Libanon jedoch diese Woche massiv verstärkt. Hunderte Menschen wurden getötet.
In den frühen Morgenstunden des Sonntag griff auch das israelische Militär wieder Dutzende Ziele der Hisbollah im Libanon an. Zu den Zielen gehörten unter anderem Abschussvorrichtungen, die auf Israel gerichtet waren, teilten die israelischen Streitkräfte mit.