US-Bewertung

Iranischer Schlag gegen Israel: USA hält diese Woche für möglich

12.08.2024

Die US-Regierung befürchtet, dass mögliche Vergeltungsschläge des Iran und seiner Verbündeten gegen Israel kurz bevorstehen könnten. 

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© APA/AFP/AFPTV
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Die USA teilten die Einschätzung Israels, dass es "in dieser Woche" womöglich dazu kommen könnte, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. Es handle sich um eine Bewertung der US-Seite, die mit jener der Israelis übereinstimme, betonte er.

"Es ist schwierig, zum jetzigen Zeitpunkt zu sagen, wie ein Angriff des Irans und seiner Stellvertreter aussehen könnte", sagte Kirby. "Aber wir müssen auf eine mögliche Reihe von Angriffen vorbereitet sein, die erheblich sein könnten." Aus diesem Grund hätten die USA ihre militärische Aufstellung in der Region verstärkt. Zugleich mahnte Kirby, niemand wolle eine weitere Eskalation im Nahen Osten.

Das US-Militär hatte seine Präsenz dort angesichts des erwarteten iranischen Gegenangriffs auf Israel zuletzt in mehreren Schritten ausgebaut. Die USA, Israels wichtigster Verbündeter, brachten dazu zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in die Region.

Keine geänderten Befehle für Heimatfront

Ein israelischer Armeesprecher sagte am Montag, dass es vorerst keine geänderten Befehle für die Heimatfront gebe. Man beobachte gemeinsam mit den Verbündeten die Entwicklungen im Iran. "Wir nehmen die Aussagen unserer Feinde sehr ernst", sagte der Sprecher.

Nach der Tötung eines Militärkommandanten der Hisbollah im Libanon sowie eines Anführers der mit der Organisation verbündeten islamistischen Hamas in Teheran hatten der Iran und die Hisbollah massive Vergeltung angekündigt. Der Auslandschef der Hamas, Ismail Haniyeh, kam Ende Juli bei einer Explosion in einem Gästehaus der iranischen Regierung ums Leben. Der Iran beschuldigt Israel. Das Land äußerte sich bisher nicht dazu. Die gezielte Tötung des Militärkommandanten der Hisbollah reklamierte Israel wiederum für sich.

Höchste Alarmbereitschaft

Israels Streitkräfte sind seit Tagen in höchster Alarmbereitschaft. Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi betonte nach einem Treffen mit hochrangigen Militärs, die Armee befinde sich weiterhin in hoher Bereitschaft, um sich auf Offensiv- und Defensivmaßnahmen vorzubereiten.

Die USA und ihre europäischen Verbündeten Deutschland, Großbritannien, Italien und Frankreich stellten sich indes mit einer gemeinsamen Erklärung hinter Israel. In der Mitteilung von US-Präsident Joe Biden und der Staats- und Regierungschefs der vier europäischen Staaten hieß es in Richtung Iran, ein Angriff würde "ernste Konsequenzen für die Sicherheit in der Region haben". Teheran solle "seine fortgesetzten Drohungen mit einem militärischen Angriff auf Israel unterlassen".

Bemühungen um Deeskalation

Die Bemühungen um eine Deeskalation der Lage und ein Abkommen über eine Waffenruhe und eine Freilassung der Geiseln im Gazastreifen würden unterstützt, hieß es in der Erklärung weiter. "Es gilt, keine weitere Zeit mehr zu verlieren", erklärten die fünf Politiker nach einem gemeinsamen Telefonat. Deshalb müssten, wie von den USA, Ägypten und Katar vorgeschlagen, die Verhandlungen in dieser Woche wieder aufgenommen werden.

Der deutsche Kanzler Olaf Scholz und der britische Premier Keir Starmer versuchten auch in Telefonaten auf den iranischen Präsidenten Massud Pezeshkian einzuwirken. Wie der Sender Sky News berichtete, bemühte sich Starmer um Deeskalation. Scholz bekundete "seine große Sorge über die Gefahr eines regionalen Flächenbrandes". Er rief die iranische Führung auf, "eine weitere militärische Eskalation zu verhindern".

Am Abend veröffentlichte die staatliche Nachrichtenagentur Irna in Teheran eine Erklärung Pezeshkians zum Telefonat mit Scholz. Der Präsident habe auf das Recht des Iran verwiesen, "Aggressoren gemäß internationalen Regeln zu antworten", hieß es in der Erklärung. Die ganze Welt erwarte von den Europäern, und insbesondere von Deutschland, dass sie sich dafür einsetzten, "den Völkermord" im Gazastreifen zu beenden statt Israel weiter zu unterstützen.

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