"Ende einer Ära"
Irland erlaubt erstmals Abtreibungen
12.07.2013
Schwangerschaftsabbruch nur zulässig wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist.
In Irland sind erstmals Abtreibungen unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Das Parlament des katholischen Landes stimmte in der Nacht zu Freitag mit 127 gegen 31 Stimmen für ein Gesetz, das einen Schwangerschaftsabbruch zulässt, wenn das Leben der Mutter gefährdet ist. Fünf Abgeordnete der regierenden konservativen Partei Fine Gael von Ministerpräsident Enda Kenny votierten gegen das Vorhaben und wurden aus der Fraktion ausgeschlossen. Das nach monatelangen Kontroversen verabschiedete Gesetz muss noch das irische Oberhaus passieren, bevor es in Kraft treten kann.
"Minimum eines Gesetz"
"Es ist nur das absolute Minimum eines Gesetzes, sagte die 21-jährige Eleanor White, eine der wenigen Befürworterinnen, die sich vor dem Parlament versammelten. "Gleichzeitig fühlt es sich aber auch wie das Ende einer Ära an." Zahlenmäßig stärker waren die Abtreibungsgegner vertreten. Sie sind insbesondere empört darüber, dass bereits ein Suizidrisiko als Gefährdung des Lebens der Mutter gilt. "Dies ist ein schreckliches Verbrechen am Herz und der Seele unserer Nation", sagte die 56-jährige Rita Daly. "Es ist die absichtliche Tötung unserer Kinder, unseres eigenen Fleischs und Bluts."
Die in Irland mächtige katholische Kirche hatte sich massiv gegen das Gesetz gewandt. Einige ihrer Führer forderten die Exkommunizierung der Abgeordneten, die für das Gesetz stimmten.
Zwar dürfen Ärzte seit einem Urteil des Obersten Gerichtshof aus dem Jahr 1992 eine Abtreibung vornehmen, wenn das Leben der Mutter unmittelbar in Gefahr ist. Doch bisher wurden die Gesetze nicht an die Rechtsprechung angepasst, was Dublin im Jahr 2010 auch ein missbilligendes Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte einbrachte.
In Irland war es zu Massenprotesten gekommen, nachdem eine aus Indien stammende Zahnärztin Ende Oktober in einer Klinik an Blutvergiftung gestorben war, nachdem die Ärzte ihr zuvor eine Abtreibung verweigert hatten. Nach einer Fehlgeburt erlag die 31-Jährige einer Blutvergiftung. Daraufhin wurden Forderungen nach einer Änderung der Abtreibungsgesetze laut.