Britischer Premier: Beziehung zwischen England und Irland war noch "nie stärker".
Am zweiten Tag ihres historischen Besuches in der Republik Irland hat die britische Königin Elizabeth II. zur Versöhnung aufgerufen. Sie sprach ihr "tiefes Mitgefühl" für alle Opfer des jahrhundertelangen britisch-irischen Konflikts aus. "Mit dem Gewinn der historischen Einsicht können wir alle Dinge sehen, von den wir wünschten, sie wären anders gemacht worden oder gar nicht passiert", sagte die 85-Jährige in der einzigen Rede der viertägigen Reise am Mittwochabend bei einem Staatsbankett im Dubliner Schloss, dem einstigen Sitz der britischen Kolonialmacht.
"Feste Freunde und gleichberechtigte Partner"
"Es ist traurige und bedauerliche Realität, dass unsere Inseln in der Geschichte mehr als ihren gerechten Anteil an Kummer, Unruhe und Verlust erfahren
haben", sagte die Monarchin. Im Nachhinein gebe es "viele Dinge, von denen wir wünschten, wir hätten sie anders oder gar nicht gemacht." Beide Staaten seien aber nunmehr "feste Freunde und gleichberechtigte Partner".
Mit zahlreichen Gesten und symbolischen Besuchen setzte sich die Queen über den Tag für Versöhnung und Zusammenarbeit beider Länder ein. So besuchte sie unter anderem ein Sportstadion in Dublin, das 1920 Schauplatz eines Massakers an Iren durch britische Soldaten war. An dem "Bloody Sunday" (Blutsonntag) genannten Tag im November waren in Croke Park 14 Iren erschossen worden. Der Überfall während eines Fußballspiels war ein Racheakt für die Erschießung von 14 britischen Agenten durch irische Nationalisten gewesen.
"Bloody Sunday" als Symbol der Unterdrückung
Der Tag war in der Republik Irland über Jahrzehnte Symbol für die britische Unterdrückung. Er hatte die gewaltsame Unabhängigkeitsbewegung der 1920er Jahre mit ausgelöst, an dessen Ende der Süden Irlands sich von der Herrschaft Großbritanniens löste. In der Nähe des Stadions protestierte am Mittwoch eine Gruppe anti-britischer Republikaner, die jedoch von der Polizei in Schach gehalten wurde. Auch an der Sportstätte herrschten strengste Sicherheitsvorkehrungen.
Zuvor hatte die 85 Jahre alte Monarchin den Blick auf ein oft vergessenes Kapitel der britisch-irischen Geschichte gelenkt. Sie legte einen Kranz an einer Gedenkstätte für die fast 50.000 irischen Soldaten nieder, die im Ersten Weltkrieg für die Briten gekämpft hatten und dabei ihr Leben verloren. Deren Einsatz war nach Ansicht von Angehörigen bisher zu wenig gewürdigt worden. Mit dabei waren hohe Vertreter der Kirchen und der nordirischen Regierung.
Sicherheitslage war am Mittwoch ruhig
Die Königin und ihr Mann Prinz Philip (89) sind auf Einladung der irischen Präsidentin Mary McAleese in der Republik. Von größeren Sicherheitsproblemen war am Mittwoch nichts zu hören. Am Dienstag war eine Bombe in der Nähe Dublins gefunden und entschärft worden.
Der erste Besuch eines britischen Monarchen in Irland seit 100 Jahren wurde auch am zweiten Tag als historischer Moment gefeiert. Irische Zeitungen waren voll des Lobes für den großen Schritt hin zur Aussöhnung zwischen den Ländern, der noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre.
Die Beziehungen zwischen den Ländern waren jahrhundertelang gespannt und oft von Gewalt gezeichnet. Anfang der 1920er Jahre sagte sich die Republik in die Unabhängigkeit los. Nordirland gehört aber weiter zu Großbritannien. Bis heute ist Nordirland trotz erfolgreicher Friedensbemühungen nicht zur Ruhe gekommen und von Konflikten zwischen pro-britischen Protestanten und republikanischen Katholiken geprägt.
Cameron: Queen heilt "Wunden der Vergangenheit"
Der britische Premierminister David Cameron nannte die Reise der Queen am Mittwoch "bemerkenswert" und sagte, die Beziehungen zwischen Großbritannien und der Republik Irland seien "nie stärker" gewesen. Die Queen "heile die Wunden der Vergangenheit", schaue aber auch voraus in die "strahlende Zukunft" der beiden Länder.
Als Auflockerung des Gedenkprogrammes begegnete der Königin am Mittwoch das irische "Nationalbier" - des weltbekannten "Guinness". Bei einer Führung durch ein historisches Lagerhaus der Brauerei bekam sie Unterricht im Zapfen. Während die Queen keinerlei Ambitionen zeigte, einen Schluck probieren zu wollen, hielt ihr Mann etwas länger vor dem vollen Glas inne. Am Ende aber blieb auch er standhaft.