Terror in Barcelona: Auf dem Prachtboulevard La Rambla im Zentrum der spanischen Metropole ist ein Lieferwagen in eine Menschenmenge gerast - mindestens 13 Menschen wurden nach Behördenangaben getötet und über 100 weitere verletzt. Der Täter war am späten Donnerstagabend noch auf der Flucht.
Zu der Tat bekannte sich die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS). Es gab anschließend zwei Festnahmen. Nach Angaben der Polizei handelte es sich dabei aber nicht um den Fahrer des Wagens. Festgenommen worden seien ein Marokkaner und ein Mann aus der spanischen Exklave Melilla.
Einer der beiden Männer wurde als Driss Oukabir identifiziert, wie ein Sprecher der Polizeigewerkschaft sagte. Nach Medienberichten soll der gebürtige Marokkaner 28 Jahre alt sein und legal in Spanien leben.
Auto rammt Polizisten
Ein weiterer Vorfall ereignete sich unterdessen bei einer Polizeikontrolle in Barcelona: "Im Zuge der Abriegelung der Stadt Barcelona ist ein Auto gewaltsam durch eine Polizeikontrolle gefahren und hat zwei Beamte umgefahren", sagte eine Polizeisprecherin. Sie schwebten aber nicht in Lebensgefahr.
Es seien Schüsse abgefeuert worden, um das Auto zu stoppen. Das Fahrzeug wurde laut Polizei später in Sant Just Desvern nahe Barcelona gestoppt, der Fahrer wurde erschossen. Es war unklar, ob diese Attacke etwas mit dem Anschlag auf der La Rambla zu tun hatte.
Die Polizei sprach nach der Tat auf der La Rambla von einem "massiven Zusammenstoß", der absichtlich durch den Fahrer des Lieferwagens herbeigeführt worden sei. Zu den mindestens 13 Toten zählte nach Angaben des belgischen Außenministers Didier Reynders auch eine Belgierin. Das katalanische Innenministerium befürchtet allerdings weitere Todesopfer. Es war zunächst unklar, welcher Nationalität die anderen Toten angehörten bzw. ob sich auch Österreicher darunter befanden.
Drei Deutsche unter den Opfern
Der deutsche Sender ZDF meldete am Abend unter Berufung auf Sicherheitskreise drei getötete Deutsche. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht. Aus dem Auswärtigen Amt in Berlin verlautete, es gebe noch keine Informationen dazu, ob auch Deutsche betroffen seien.
La Rambla zählt zu den geschäftigsten Straßen in der katalanischen Metropole. In der Regel wird der Boulevard mit seinen vielen Geschäften und Restaurants bis spät in die Nacht von Touristen besucht, viele Straßenkünstler treten dort auf.
Politik geschockt
Das spanische Königshaus verurteilte die Tat auf dem Boulevard mit scharfen Worten. Spanien lasse sich nicht von Extremisten "terrorisieren", hieß es.
Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) und Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) sprachen via Twitter wortident von "schrecklichen Nachrichten aus Barcelona". Ihre Gedanken seien bei den Betroffenen, betonten die beiden unabhängig voneinander am Donnerstagabend. Auch Vertreter der anderen Parteien zeigten sich erschüttert.
US-Präsident Donald Trump und Außenminister Rex Tillerson boten Spanien die Hilfe der USA an. Auch EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani sprach von "voller Unterstützung".
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach den Opfern des "tragischen Anschlags" sein Mitgefühl aus. Die britische Premierministerin Theresa May schrieb auf Twitter, Großbritannien sei im Kampf gegen den Terror an der Seite Spaniens.
Russlands Präsident Wladimir Putin schrieb in einer Beileidsbekundung, sein Land verurteile das "grausame und zynische Verbrechen an Zivilisten". Er forderte die Welt auf, sich in einem "kompromisslosen Kampf gegen den Terror" zu vereinen.
Spanien wurde in den vergangenen Jahren von islamistischer Gewalt eher verschont, wie sie jüngst in anderen europäischen Ländern verübt wurde. Allerdings gab es 2004 in Madrid den europaweit bisher tödlichsten Terroranschlag. Im März 2004 wurden 191 Menschen getötet, als dort in Pendlerzügen Bomben explodierten. Zu der Tat bekannten sich damals Anhänger des Terrornetzwerks Al-Kaida.
Spanien ist das drittgrößte Touristenziel weltweit. Die spanischen Behörden halten sich hinsichtlich der Bedrohung durch den Terrorismus weitgehend bedeckt. Die Terrorwarnstufe wurde 2015 allerdings auf Stufe vier von fünf erhöht. Überdies geben die Behörden regelmäßig Festnahmen mutmaßlicher Jihadisten bekannt.