Lokale Politiker fordern nun den Einsatz ausländischer Bodentruppen.
Der Westirak könnte nach Einschätzung lokaler Politiker schon bald vollständig in die Hände der jihadistischen Organisation "Islamischer Staat" (IS) fallen. Das Morden der Jihadisten könne in der Provinz Anbar nur mit ausländischer Hilfe beendet werden, sagte Hamid al-Hashim, ein Abgeordneter aus Anbar, am Sonntag. Er stellte sich damit gegen die offizielle Politik der Zentralregierung in Bagdad.
"Die Region ist in großer Gefahr", warnte Hashim. Es gebe nur zwei Optionen: "Entweder sich Terrororganisationen ergeben, was die Tötung hunderter Zivilisten mit sich bringt - oder Bodentruppen aus dem Ausland zulassen." Irakische Truppen selbst sind nach Hashims Meinung nicht in der Lage, die IS-Jihadisten zu besiegen.
Kämpfe mit Armee
Am Freitag hatte die irakische Armee einen Großangriff der Jihadisten im Herzen der Provinz zurückgeschlagen. Behörden hatten dann vermeldet, die Region sei "mit Ausnahme einiger Ecken" gesichert. Am Sonntag schlugen die Kämpfer erneut zu und entführten 30 Angehörige der Polizei.
IS-Jihadisten hatten am Freitag sowohl die Ortschaft Al-Bagdadi als auch den nahe gelegenen Luftwaffenstützpunkt Ain al-Assad angegriffen, auf dem US-Soldaten irakische Sicherheitskräfte ausbilden. Nach US-Angaben hätten die Jihadisten Al-Bagdadi zunächst überrannt, irakische Behörden vermeldeten hingegen, der Angriff sei abgewehrt worden. Der Angriff auf Ain al-Assad war laut übereinstimmenden Meldungen aus Bagdad und Washington zurückgeschlagen worden.
USA schreiten ein
Nach Recherchen des Fernsehsenders CNN hatte die US-Armee dabei Apache-Helikopter gegen die IS-Angreifer entsandt. Die Apache seien dabei jedoch lediglich zur Unterstützung der Iraker geflogen und hätten keinen Schuss abgefeuert.
Bagdad hatte noch am Freitagabend in einer Regierungserklärung eine Einmischung ausländischer Truppen kritisiert, ohne die Amerikaner konkret zu nennen. Die irakische Armee habe "ihre Standhaftigkeit und ihr Heldentum" im Kampf gegen die IS-Miliz bewiesen, hieß es. Ausländische Armeen sollen lediglich mit Training und Waffenlieferungen aushelfen.
In einem neuen Angriff hatten die Jihadisten am Sonntag in Al-Bagdadi nach lokalen Berichten 30 Polizisten entführt. Sie seien an einen unbekannten Ort verschleppt worden, bestätigte eine Sicherheitsquelle der Deutschen Presse-Agentur. Die Nachrichtenseite "Al-Sumaria News" hatte zuvor von drei getöteten und 25 entführten Beamten berichtet.
Die IS-Kämpfer hätten ihre Geiseln in die nahe gelegene Stadt Hit verschleppt. Die Ortschaft ist seit Oktober in den Händen der Jihadisten. Berichten zufolge führte den IS-Jihadisten dort bereits Massenhinrichtungen von feindlichen Stammesangehörigen durch.
Die irakische Armee schlug nach eigenen Angaben einen IS-Vorstoß auf einen Damm nördlich von Bagdad zurück. Die Soldaten seien von schiitischen Kämpfern unterstützt worden, berichteten Sicherheitskräfte und örtliche Behörden am Sonntag.