Syrien/Irak

ISIS-Miliz weiter auf dem Vormarsch

22.05.2015

Die Miliz kontrolliert nun alle Grenzübergänge zwischen Irak und Syrien.

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Die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) ist weiter auf dem Vormarsch. Nach dem Fall der syrischen Stadt Palmyra eroberte sie am Donnerstagabend den letzten noch von der syrischen Regierung kontrollierten Grenzübergang zum Irak, wo sie die Stadt Husaiba bei Ramadi einnahm. In Palmyra richteten die Jihadisten offenbar 17 Menschen hin.

Neue Offensive
Die Erstürmung der irakischen Stadt Ramadi hundert Kilometer vor Bagdad hatte am Sonntag den Auftakt der neuen IS-Offensive merkiert. Die Versuche der irakischen Streitkräfte, die sunnitisch dominierte Provinzhauptstadt rasch zurückzuerobern, wurden von den Extremisten durchkreuzt: Sie griffen am Donnerstagabend Positionen der Streitkräfte und schiitischer Milizen an, die die Rückeroberung starten sollten. Nach Angaben eines ranghohen irakischen Polizisten und eines Stammesführers drangen sie 500 Meter hinter die Verteidigungslinien der Streitkräfte vor.

Auch in Husaiba, rund 100 Kilometer westlich von Bagdad, wehte einem Stammesführer zufolge am Freitag die schwarze IS-Fahne auf Verwaltungsgebäuden. Den Informationen zufolge bereiteten die Extremisten mit Mörserbeschuss einen weiteren Vorstoß auf die Stadt Al-Khalidiya östlich von Husaiba vor.

© APA


Grenzübergang
Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte am späten Donnerstagabend mit, IS-Kämpfer hätten den Grenzübergang von Al-Tanaf nach Al-Walid erobert, der an der Hauptstraße von Damaskus nach Bagdad liegt. Sie hätten nun bis auf einen kurzen Abschnitt in kurdischer Hand die gesamte syrisch-irakische Grenze unter ihrer Kontrolle. Die Beobachtungsstelle verfügt in Syrien über ein dichtes Netz an Informanten, von unabhängiger Seite sind ihre Angaben kaum zu überprüfen.

Die syrische Stadt Palmyra war am Mittwoch an die IS-Extremisten gefallen. Damaskus-treue Truppen hätten die Stadt verlassen, nachdem "eine große Zahl an Terroristen" vorgedrungen seien, berichteten die Staatsmedien am Freitag. Nach der Eroberung durchkämmten sie laut der Beobachtungsstelle die Straßen und richteten 17 Menschen hin, darunter auch Zivilisten. Überdies verhängten sie ein Ausgangsverbot und hinderten die Zivilbevölkerung damit an der Flucht.

Palmyra
Unter Kontrolle des IS stehen nun auch die antiken Stätten von Palmyra, einem Weltkulturerbe. UNESCO-Chefin Irina Bokova hatte die 2000 Jahre alten Ruinen als "Wiege der Menschheit" bezeichnet und die Staatengemeinschaft zu ihrem Schutz aufgerufen. Am Freitag veröffentlichte der IS zwar Bilder von seinen Kämpfern in der Stadt, nicht aber von den historischen Stätten.

In den USA wächst unterdessen der Druck, dass sich Washington stärker im Kampf gegen den IS engaiert. So forderte der einflussreiche US-Senator John McCain die Entsendung von US-Bodentruppen in den Irak. "Ich würde sagen: 10 000 Mann", sagte er am Freitag dem TV-Sender CNN. Die Strategie von Präsident Barack Obama, lediglich Kampfjets einzusetzen, sei ein Fehlschlag. McCain sagte, dass die Jihadisten nicht nur den Irak oder Syrien kontrollieren wollten, sondern auch Anschläge in Europa und den USA verüben wollten. Obama lehnt die Entsendung von Bodentruppen strikt ab.

Im Nordwesten Syriens eroberten Kämpfer der mit Al-Kaida verbündeten Al-Nusra-Front ein Krankenhaus, in dem seit fast einem Monat rund 150 Regierungssoldaten und dutzende Zivilisten eingeschlossen waren. Al-Nusra und andere Rebellengruppen hätten die "vollständige Kontrolle" über das Krankenhaus in Jisr al-Shughour übernommen, teilte die Beobachtungsstelle mit. Dutzende Menschen seien geflohen, andere seien getötet, verletzt oder gefangengenommen worden. In einem Bericht des staatlichen Fernsehens hieß es, die Soldaten hätten die Belagerung "mit einem taktischen Manöver gebrochen".
 

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