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Brasilien

ISIS nimmt Olympische Spiele ins Visier

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Terrorverdächtige kommunizierten über Facebook und WhatsApp.

Es ist nicht der konspirativste Weg, wenn man versucht, über das Internet bei einem Händler in Paraguay ein paar Kalaschnikows zu kaufen. Für Brasiliens Justizminister Alexandre de Moraes hat die Terror-Zelle "absolut amateurhaft" gehandelt. Über eine Internetgruppe mit Namen "Verteidiger der Scharia" soll rund ein Dutzend Anhänger des Islamischen Staates (IS) womöglich einen Anschlag auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro geplant haben.
 

"Amateurhafte Zelle"

"Das war eine amateurhafte Zelle ohne durchdachten Plan", so Moraes. Für die Regierung um Interimspräsident Michel Temer ist die Festnahme von zehn Terrorverdächtigen ein Erfolg und eine Warnung zugleich. Der Geheimdienst ABIN hat eng mit ausländischen Diensten kooperiert, der 21-jährige mutmaßliche Kopf, ein Verkäufer für TV-Werbung, soll im südbrasilianischen Curitiba gesessen haben. Aber bei der Operation mit 130 Polizisten wurden weder Bombenmaterial noch Hinweise auf die Ziele gefunden. Schon das Kommunizieren über Kanäle wie Facebook oder WhatsApp spricht nicht gerade für ein hohes Maß an Professionalität.

Nach dem seit März geltenden neuen Anti-Terror-Gesetz kann schon die Vorbereitung von Anschlägen mit bis zu 15 Jahren Gefängnis bestraft werden. Die Aufregung in Brasilien ist groß, mit Live-Tickern und Live-Sendungen wird berichtet. Bisher spielte der islamistische Terrorismus hier keine Rolle. Nun das Ausheben der Zelle - alles Brasilianer -, die den LKW-Anschlag von Nizza feiern und sich zum IS bekennen. Doch über konkrete Kontakte zum IS ist nichts bekannt.
 

Angst vor "einsamen Wölfen"

Aber anders als Al-Kaida setzt der IS auch nicht auf Trainings in Terror-Camps, sondern auf solche Selbst-Radikalisierer, einsame Wölfe, die nach Terroranschlägen als ihre Soldaten gepriesen werden.

Die Mitte-Rechts-Regierung betont, dass ihre Sicherheitsmaßnahmen für Olympia greifen. Es geht auch darum, Rückhalt zu sichern für die nach Olympia geplante Amtsenthebung der bisher nur suspendierten Präsidentin Dilma Rousseff von der linksorientierten Arbeiterpartei.

Zugleich wird das Ereignis der Regierung eine Warnung sein. Denn erst vor wenigen Tagen machte die auf die Beobachtung von Terrorpropaganda spezialisierte Intelligence Group auf eine Gruppe mit Namen "Ansar al-Khilafah Brazil" aufmerksam, die dem IS die Treue geschworen habe.

Und der Chef des militärischen Nachrichtendienstes in Frankreich, General Christophe Gomar, deutete Hinweise auf einen Brasilianer an, der einen Anschlag gegen das französische Olympia-Team geplant haben könnte. Nach den jüngsten Ereignissen in Europa fürchten die Behörden vor allem eine zunehmende Gefahr durch weitgehend autark operierende Einzeltäter oder Klein-Gruppen, die kaum jemand auf dem Radar hat.
 

Rio wird Hochsicherheitszone


Rio wird seit Tagen zu einer Hochsicherheitszone. Schon jetzt, zwei Wochen vor der Eröffnungsfeier im Maracana-Stadion mit über 50 Staats- und Regierungschefs, sind zum Beispiel an der Copacabana Soldaten mit schweren Waffen unterwegs, in der Bucht patrouillieren Kriegsschiffe. Rund 80 Kampfflugzeuge werden zu Olympia den Luftraum kontrollieren, ausgestattet mit einer Abschusserlaubnis. Insgesamt werden 47.000 Polizeikräfte und 38.000 Militärs die Spiele in Südamerika schützen.

Stark gesichert wird die berühmte Strandpromenade, eine Konsequenz aus dem Lastwagenanschlag in Nizza könnten weitere Blockaden sein. Das Beachvolleyballstadion steht zum Beispiel direkt an der berühmten Avenida Atlantica, eine provisorische Stahlrohrkonstruktion für 12.000 Zuschauer. Die neue Metrolinie zum Olympiapark nach Barra wird frühestens vier Tage vor der Eröffnungsfeier den Betrieb aufnehmen können - noch so ein Sicherheitsrisiko, da der Betrieb mit Menschen auch mit Blick auf Terrorgefahren praktisch nicht getestet werden kann. Aber bisher war ohnehin nicht der Terror die größte Sorge.

Es ist vor allem die Alltagskriminalität, die Gewalt. Seit Wochen verschärfen sich im Norden der Stadt Konflikte zwischen Drogenbanden und Polizei. Nach Angaben des Instituts für öffentliche Sicherheit (ISP) stieg die Zahl der Morde zuletzt wieder an, auf 2.083 bis Ende Mai im Bundesstaat Rio de Janeiro (Jan-Mai 2015: 1.833). Jeder Überfall auf einen Olympia-Touristen oder Sportler wäre Gift für die Vision von Bürgermeister und Olympiamacher Eduardo Paes. Fröhliche, heitere Spiele nach dem Vorbild von Barcelona 1992. Die Rio de Janeiro wie der spanischen Metropole danach einen Touristenansturm bescheren.
 

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