Ein 26-Jähriger aus der ISIS-Hochburg Rakka erzählt vom grausamen Terror-Regime.
Sie filmen versteckt islamistische Gräueltaten , sprayen nachts Anti-ISIS-Botschaften an Mauern und leben in der ständigen Gefahr, entdeckt zu werden: Die Aktivistengruppe „Raqqa is being slaughtered silently“ berichtet seit April vom ISIS-Terrorregime in Rakka (Syrien). ÖSTERREICH erreichte nun ein Mitglied via Skype.
Aktivist: "Welt muss wissen, was hier verbrochen wird"
ÖSTERREICH: Was hat sich verändert, seit Mitte 2013 ISIS in Rakka einmarschierte?
Abu Mohammed: Alles ist anders geworden. Wir müssen jetzt nach ihren Gesetzen leben. Einige unterstützten ISIS zunächst, aber alle haben eingesehen, dass das eine Bande von Kriminellen ist. Alle leben in Angst. ISIS tötet jeden, der sich gegen sie stellt. Rakka ist die Stadt geworden, die schwarz trägt.
ÖSTERREICH: Was haben Sie an Gräueltaten miterlebt?
Mohammed: Ich habe zwei öffentliche Kreuzigungen gesehen. Es war widerwärtig. Ich konnte mich nicht bewegen, der Anblick hat mich innerlich abgetötet. Sie verwenden auch Kinder für Selbstmord-Anschläge.
ÖSTERREICH: Unter welcher Gefahr ist Ihre Gruppe aktiv?
Mohammed: Wir agieren versteckt und oft bei Nacht. Trotzdem hat ISIS bereits einen von uns erwischt und ermordet. Wir sind in großer Gefahr. Vor allem, seit ISIS-Leute alle verhaften, die an an ihrem Weg zweifeln.
ÖSTERREICH: Was hat Euch in den Widerstand geführt?
Mohammed: Wir wollen der Welt zeigen, was in unserer Stadt passiert. Und wir wollen den Menschen erzählen, dass ISIS nicht den Islam repräsentiert, sondern ein Verbrechen gegen unsere Religion darstellt.
ÖSTERREICH: Was sagt Ihre Familie zu Ihrem Widerstand?
Mohammed: Sie fühlen sich von Tag zu Tag mehr bedroht. Meine Eltern warnen mich, ISIS-Soldaten könnten mein Geschäft zerstören. Aber ich kann nicht aufhören. Die Welt muss wissen, was hier verbrochen wird.
Erik Kühnelt