Anschlag vor 2 Hotels in Tunesien + Waffe unter Sonnenschirm.
Schwer bewaffnet stürmte am Freitag ein junger tunesischer Student den Strand vor zwei Hotels im Küstenort Sousse. Der Mörder kam im Schlauchboot, war wie ein Tourist gekleidet. Seine Waffe hatte er unter einem Sonnenschirm versteckt: „Mein 22-jähriger Sohn ging gerade ins Wasser“, sagte der Brite Gary Pine. „Plötzlich habe ich ein Knallen gehört – wie von Böllern“, schildert er.
VIDEO: Tourist filmt Hotel-Massaker
Wahllos feuerte der Terrorist auf die Urlauber, die gerade auf ihren Liegestühlen lagen: Mindestens 38 Menschen wurden getötet, Dutzende schwer verletzt, die meisten hatten Schusswunden an den Beinen. Unter den Opfern Briten, Deutsche, Belgier und Tunesier.
Der Täter: tunesischer Student, ISIS-Anhänger
Rasch war klar, dass es sich um Terror handelt: „Panik brach aus“, schildert die Irin Elizabeth O’Brien, die mit ihren beiden Söhnen in Sousse Urlaub macht. Sie habe ihre beiden Kinder gepackt und sei in Richtung Hotel gelaufen. Das Personal habe dabei „Rennt, rennt, rennt!“ gerufen. „Als wir wieder im Hotel waren, haben wir in der Anlage nebenan eine Explosion gehört.“ Österreicher, die im Hotel Imperial Marhaba urlauben, blieben unverletzt.
Bereits kurz nach der Tat die ersten dramatischen Fotos auf Twitter. Sie zeigen erschossene Touristen mit dem Gesicht im Sand. Aus ihren Köpfen läuft Blut.
4 Österreicher erlebten den Horror hautnah mit
Die Österreicher mussten sich nach den Attacken in ihren Hotelzimmern einsperren.
Mindestens vier Österreicher, die im Hotel Imperial Marhaba wohnen, erlebten den Terror hautnah mit. Während Panik ausbrach, waren zwei zum Glück in Sicherheit. „Sie waren nicht am Strand“, hieß es aus dem Außenamt. Das Hotelpersonal wies sie an, sich auf ihren Zimmern einzusperren. Von zwei weiteren Austro-Touristen war längere Zeit nichts bekannt.Dann – wie zu hoffen ist – die Entwarnung: „So weit wir wissen, sind alle Österreicher wohlauf“, teilte der österreichische Botschafter in Tunesien, Gerhard Weinberger, am Abend mit.
In Panik riefen Urlauber: "Hilfe, Polizei, Polizei"
Gary Pine (47), ein Brite, liegt mit seiner Frau am Strand des El Mouradi Palm Marina. Sein Hotel ist neben dem Imperial Marhaba Hotel, dem Hauptziel des Attentäters. Als die ersten Schüsse fallen, glaubt er an „Feuerwerkskörper“.
Dann Panik. Dutzende Urlauber rennen vom Strand ins Hotel: „Mein 22 Jahre alter Sohn war noch im Wasser, meine Frau und ich riefen ihm zu, er soll schnell das Meer verlassen und mit uns ins Hotel kommen“, erzählt Pine später. „Als mein Sohn schließlich bei uns war, sagte er, er habe mit angesehen, wie ein Mensch am Strand erschossen wurde.“
Einen Urlauber nach dem anderen erschießt der junge Terrorist. Geduckt flüchten Menschen aus England, Belgien und Deutschland ins Hotel. Sie rufen auf Deutsch: „Polizei, Polizei!“ Dann verschanzen sie sich in ihren Hotelzimmern.
Terror auch in Frankreich und Kuwait
Terror an diesem blutigen Freitag auch an zwei anderen Schauplätzen: In Lyon köpfte ein Islamist seinen Chef. Und in Kuwait sind nach einem Anschlag auf eine Moschee mindestens 27 Tote zu beklagen.
Kurz vor 10 Uhr raste der Islamist Yassin Salhi (35) am Freitag mit seinem Komplizen in einem Transporter auf das Gelände einer Gasfabrik bei Lyon. Dort jagte er zuerst Gasflaschen in die Luft, dann köpfte er seinen Chef (50). Terror auch in Kuwait: Bei einem Anschlag auf eine Moschee wurden mindestens 27 Menschen getötet.
Während der Freitagsgebete in der schiitischen Sadiq-Moschee in al-Sawaber mit 2.000 Menschen zündete ein Selbstmordattentäter eine Bombe. 25 Menschen wurden getötet, über 200 wurden verletzt. Die Terrormiliz ISIS bekannte sich umgehend zur Tat. Ein Parlamentsabgeordneter berichtete, dass die Gläubigen gebetet haben, als der Attentäter plötzlich in die Moschee gekommen sei und sich in die Luft gesprengt habe. In Kuwait leben Sunniten und Schiiten bislang weitgehend friedlich Seite an Seite.