"Ob wir sie davon überzeugen können, ihr Frauenbild zu ändern, weiß ich nicht."
Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor hat die Frauenfeindlichkeit unter Flüchtlingen angeprangert. "Ob wir sie davon überzeugen können, ihr Frauenbild zu ändern, weiß ich nicht", so die Religionspädagogin zur "Schwäbischen Zeitung". Das Problem sei tatsächlich groß, nur bei jungen Flüchtlingen bestehe noch Hoffnung.
Auf Werte pochen
Um Toleranz gegenüber Frauen oder auch Homosexuellen bei Flüchtlingen voraussetzen zu können, müsse die Politik sowie die Gesellschaft gegenüber Flüchtlingen frühzeitig auf die Werte Deutschlands pochen, man dürfe nicht zurückweichen. "Unser Ziel muss mindestens sein, dass diese Menschen akzeptieren, wofür unsere Gesellschaft steht", so Kaddor.
Sprach- und Integrationskurse seien nicht ausreichend, um Flüchtlinge vom Wert der Geschlechtergerechtigkeit zu überzeugen. Auch in Schulen und bei der Erwachsenenbildung müsse breite Präventionsarbeit betrieben werden. Vor allem bei jungen Flüchtlingen bestehe noch die Chance, ihr Bild auf Frauen zu verändern.
Morddrohungen
"Zu glauben, im Europa des 21. Jahrhunderts könne man von einer klar definierten Volksgruppe ausgehen, ist Selbstbetrug", erklärte die Islamwissenschaftlerin im September. Nach Morddrohungen wurde Kaddor schließlich von ihrer Tätigkeit als Religionslehrerin beurlaubt. Auch ihr Buch "Die Zerreißprobe. Wie die Angst vor dem Fremden unsere Demokratie bedroht", erschien im September dieses Jahres.