"Ist ein Tsunami"

Islamismus-Experte warnt vor "riesiger Terror-Welle"

28.08.2024

Ahmad Mansour rechnet mit neuen Attentaten: „Was jetzt in den sozialen Medien stattfindet, ist ein Tsunami.“ 

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© ZDF
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Nach dem Anschlag in Solingen mit drei Toten warnt Islamismus-Experte Ahmad Mansour vor einer neuen Terror-Welle in Europa. „Es wird nicht bei Solingen bleiben“, so der 48-Jährige. „Die Sicherheitsapparate sagen schon seit Jahren, dass der IS und andere die Flüchtlingsrouten nutzen, um Terrorstrukturen in Europa, in Deutschland aufzubauen“, warnt der Experte bei Markus Lanz. „Doch was jetzt in den sozialen Medien stattfindet, ist ein Tsunami!“

Hauptursache für die steigende Terror-Gefahr sei dabei die Lage im Nahen Osten. Durch das Hamas-Massaker sei eine Siegermentalität entstanden. „Das gibt Islamisten ganz viel Motivation, ihre Untaten durchzuführen!“. Der Islamismus sei inzwischen zu einer Jugendkultur geworden: „Das ist ein Potenzial, das uns allen enorm Angst machen muss.“

Mansour fordert eine strengere Asylpolitik. „Wir können nicht unterscheiden zwischen Leuten, die Schutz suchen, die vor dem Krieg fliehen, und zwischen Menschen, die bewusst nach Europa kommen, um Anschläge hier zu verüben“, so der Experte. „Die Situation, wie sie heute ist, ist lebensgefährlich!"

"Größte Bedrohung"

Auch Terrorismus-Experte Peter Neumann warnt vor einer neuen Terror-Welle. Das Volumen der jihadistischen Aktivität habe sich dramatisch entwickelt, deswegen müsse man das Thema jetzt wieder priorisieren. Zudem seien mit dem geplanten Attentat auf ein Konzert von Musikerin Taylor Swift in Österreich insgesamt 22 Anschläge verhindert worden. "Zumindest werden die Einschläge häufiger und sie kommen näher".

© YouTube / hechtfilm - Filmproduktion

Man müsse anerkennen, dass der Jihadismus wieder die größte terroristische Bedrohung sei, sagte Neumann. Das müsse sich etwa in den Budgets der Sicherheitsbehörden ausdrücken. Die Politik müsse auch darüber nachdenken, Präventionsprogramm zu stärken. Man müsse überlegen, was man tun könne, um zu verhindern, dass es zu ganz großen Anschlägen komme wie etwa in Paris auf das "Bataclan", in Madrid oder London.

In Solingen waren drei Menschen mit einem Messer getötet und acht verletzt worden. Mutmaßlicher Täter ist ein 26-jähriger Syrer. Seitdem wird auch über eine Verschärfung des Waffenrechts diskutiert. Aus Neumanns Sicht wäre das nur ein kleiner Baustein. Man müsse Prozesse der Radikalisierung stärker in den Blick nehmen. Die Debatte verberge, was das wirkliche Problem sei, sagte Neumann, nämlich dass sich meist junge Männer in westlichen Gesellschaften radikalisierten und dann Menschen in der eigenen Gesellschaft töten wollten.

Attentäter sehr jung

Untersuchungen zufolge seien viele Attentäter - anders als in Solingen - mittlerweile sehr jung. Von den seit Oktober 2023 festgenommenen Terrorverdächtigen seien zwei Drittel Teenager gewesen, sagte Neumann. Das sei ein anderes Phänomen als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Man müsse darüber nachdenken, wie gut die Maßnahmen dazu passten, und ob man etwa über die Einbindung von Kinderpsychologen nachdenken müsse.

Auch die Rolle des Internets und der sozialen Medien müsse man noch stärker sehen. "In vielen der Fälle, die verhindert wurden, hat sich die Radikalisierung fast ausschließlich online abgespielt", sagte Neumann und plädierte für Ermittler, die sich in virtuelle Räume einschleusten.

Schlecht integrierte junge Geflüchtete könnten in Radikalisierung oder Kriminalität abdriften oder psychische Krankheiten entwickeln. Die gesellschaftliche Debatte müsse sein: "Bedeutet das, wir müssen unsere Integrationsanstrengungen noch weiter erhöhen? Sind wir als Gesellschaft dazu in der Lage? Das wäre eigentlich notwendig. Oder ist die Konsequenz daraus, dass wir einfach weniger Leute ins Land lassen, weil wir mit dem, was wir jetzt zu tun haben, bereits überfordert sind?"

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatte den Anschlag in Solingen für sich reklamiert. Der IS werde weiter versuchen, Einzeltäter zu inspirieren, sagte Neumann. Gleichzeitig gebe es Ableger wie ISPK, die zu größeren Anschlägen in der Lage seien. Beides stelle eine Gefahr dar.
 

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