Analyse am Weekend

Israel nimmt seine Todfeinde ins Visier

05.10.2024

Ziele für israelische Angriffe im Iran: Atom-Zentren, Öl- Förderanlagen, alle Kommuniktionszentren der Militärs 

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 Tel Aviv/Teheran/Beirut. Israel und seine Todfeinde stehen sich seit Jahrzehnten unerbittlich gegenüber; eine Spirale aus Misstrauen, Hass und militärischer Konfrontation. Der Iran und seine "Satellitenmilizen"(Proxys) Hisbollah im Libanon, Hamas in Gaza und Huthi-Rebellen (Ansar Allah) im Jemen, bilden die starke Achse des Widerstands, geeint durch eine Überzeugung - Israel muss zur Gänze vernichtet werden. Frieden gibt es erst, wenn über Jerusalem die palästinensische Flagge weht.

Bisher lebte das Mullah-Regime seine erbitterte Feindschaft gegenüber dem jüdischen Staat indirekt aus. Über die "Proxy-Strategie": Mit Geld, Waffen und militärischer Ausbildung unterstützt die iranische Führung Terrororganisationen im Nahen Osten. Im Gegenzug führen die Proxys militärische Schläge gegen Israel aus. Die Hamas mit dem Massaker vom 7. Oktober 2023 von Gaza aus. Die Hisbollah durch ständige Raketenangriffe gegen den Norden Israels. Bisher geschah dies stets knapp unter der Schwelle eines "offenen Krieges".

Nun die Zäsur: Am 13. April 2024 griff erstmals der Iran seinen Erzfeind von eigenem Territorium aus an. Mehr als 200 Raketen und Drohnen starteten in Richtung Israel. Ein weiterer Raketenregen folgte schließlich am 1. Oktober -als Vergeltung für die Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah durch einen Bombenangriff in Beirut. Beide Angriffe richteten in Israel aber kaum Schaden an - die drei Abwehrsysteme "Iron Dome", "David's Sling" und "Arrow 3" funktionierten.

Gegenschlag. Jetzt wartet die Welt darauf, wie es in der existenziellen Auseinandersetzung weitergeht. Auf jede Aktion folgte bisher eine harte Reaktion, das war auf beiden Seiten so.

Naftali Bennett, Israels Ex-Premier, sprach zuletzt von der "größten Gelegenheit seit fünfzig Jahren", den Nahen Osten langfristig und gänzlich zu verändern: "Wir müssen jetzt handeln, um das Atomprojekt zu zerstören, die wichtigsten Energieanlagen zu vernichten und dieses Terrorregime schwer zu treffen", sagte er.

Die Netanyahu-Regierung lässt sich derzeit zwar noch nicht in die Karten blicken, doch die Strategie ist klar:

  • Zerstören der Erdölförderanlagen und Erdöl-Beladestationen - damit wären die wichtigsten Einnahmequellen des Iran ausgeschaltet.
  • Direkte Schläge gegen Kommunikationspunkte der iranischen Revolutionsgarden in Kasernen und Führungszentralen.
  • Angriffe gegen das iranische Atomprogramm. Hauptziel wäre wohl die Nuklearanlage bei Natanz, die eine wesentliche Rolle bei der Anreicherung von waffenfähigem Uran spielt. Israel, aber auch die Amerikaner, wollen unter allen Umständen verhindern, dass der Iran in den Besitz einer Atombombe kommt. Man kann davon ausgehen, dass der israelische Geheimdienst Mossad über alle nötigen Informationen verfügt. Die Amerikaner haben -nur wenige Wochen vor der US-Wahl - kein Interesse an einer weiteren Eskalation. Wenn es aber nötig sein sollte, werden die USA an Israels Seite stehen.  
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