Der Attentäter soll ein in Kirgisistan geborener Russe sein.
Der Anschlag auf die U-Bahn in St. Petersburg ist nach Angaben der Behörden in Kirgistan von einem Selbstmordattentäter aus dem zentralasiatischen Land verübt worden. Ein Sprecher des kirgisischen Geheimdienstes sagte am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP in Bischkek, das Attentat sei von dem Kirgisen Akbarzhon Jalilov (Akbarschon Dschalilow) verübt worden.
Es sei wahrscheinlich, dass er auch die russische Staatsbürgerschaft habe. Laut dem GKNB-Sprecher wurde Jalilov 1995 in Osh geboren, berichtete Reuters.
Russische sowie englische Medien haben inzwischen Aufnahmen einer Überwachungskamera veröffentlicht, auf denen der mutmaßliche Attentäter zu sehen sein soll.
"Пятый канал" опубликовал фото человека, предположительно оставившего бомбу на станции "Площадь Восстания". Она, напомним, была обезврежена. pic.twitter.com/AWdGSDooX2
— Коммерсантъ FM 93,6 (@KFM936) 3. April 2017
Genauere Rückschlüsse könnten aber erst nach einem DNA-Abgleich gezogen werden. Bei dem Anschlag auf die U-Bahn in St. Petersburg kamen am Montag mindestens elf Menschen ums Leben, fast 50 wurden verletzt. Präsident Wladimir Putin, der zum Zeitpunkt der Explosion in der russischen Metropole war, legte an der Metro-Station Blumen nieder.
Sprengsatz befand sich in Rucksack
Der Anschlag ereignete sich gegen 14.40 Uhr und damit außerhalb der Hauptverkehrszeit. In einem Waggon nahe der Station Sennaja Ploschad wurde laut Interfax eine Splitterbombe gezündet. Die U-Bahn im Zentrum der Stadt war zu dieser Zeit zwischen zwei Stationen unterwegs. Zunächst war von zwei Detonationen in zwei Bahnhöfen die Rede gewesen. Den vorläufigen Erkenntnissen zufolge habe sich der Sprengsatz in einem Rucksack befunden. Zunächst hatten die Sicherheitsbehörden nach einem Mann gefahndet, der auf Überwachungskameras zu sehen war. Dieser stellte sich aber dann der Polizei und gab an, nichts mit dem Attentat zu tun zu haben.
Ein weiterer Sprengsatz in einer anderen U-Bahnstation in St. Petersburg konnte nach Angaben der Sicherheitsbehörden entschärft werden. Die staatliche Untersuchungsbehörde leitete ein Verfahren wegen eines terroristischen Anschlags ein. Alle Metro-Stationen in St. Petersburg wurden vorübergehend geschlossen.
Sicherheitsvorkehrungen verstärkt
TV-Sender zeigten Bilder von Verletzten, die auf einem Bahnsteig lagen. Sanitäter oder Mitreisende leisteten Erste Hilfe. In der Seite des Waggons war ein großes Loch zu sehen. Der örtliche Gouverneur Georgi Poltawtschenko mahnte zur Besonnenheit: "Ich appelliere an die Bürger von St. Petersburg und die Gäste der Stadt, im Lichte der Ereignisse wachsam und vorsichtig zu sein und sich verantwortlich zu verhalten." In der Hauptstadt Moskau wurden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, Details nannten die Behörden nicht. Das französische Innenministerium kündigte an, als Konsequenz aus den Ereignissen in St. Petersburg auch in Paris die Sicherheitsvorkehrungen für den öffentlichen Nahverkehr zu verstärken. In Frankreich herrscht wegen mehrerer Anschläge islamistischer Extremisten der Ausnahmezustand.
Präsident Putin sagte bereits kurz nach der Detonation, es würden alle Möglichkeiten einschließlich eines Terror-Anschlags in Betracht gezogen. Er selbst hielt sich in der Stadt zu einem Treffen mit Weißrusslands Präsident Alexander Lukaschenko auf, bei dem die Nachbarländer ihren Streit über Öl- und Gaslieferungen beilegten. Am Abend legte er für die Terror-Opfer vor der Metrostation "Technologisches Institut" Blumen nieder.
Immer wieder Anschläge
Russland war in der Vergangenheit mehrmals Ziel von Anschlägen militanter Tschetschenen. Diese konzentrierten sich bisher aber auf Moskau. 2002 kamen 120 Menschen ums Leben als die Polizei das Theater stürmte, in dem sie zuvor als Geiseln genommen worden waren. 2010 starben 38 Personen als zwei Selbstmordattentäterinnen Sprengsätze in der Metro der Hauptstadt zündeten. Führer der Rebellen hatten wiederholt mit weiteren Attacken gedroht. Tschetschenen kämpfen auch an der Seite der Jihadistenmiliz "Islamischen Staates" (IS) in Syrien. Russland hat in dem Konflikt Präsident Bashar al-Assad militärisch unterstützt. Die Behörden haben daher vor allem Rückkehrer von dort im Auge.
Wie zahlreiche andere Staaten und Institutionen sprachen auch österreichische Spitzenpolitiker ihr Beileid aus. "Meine Gedanken sind bei den schrecklichen Ereignissen in St. Petersburg. Mein Mitgefühl ist bei den Opfern und ihren Angehörigen", erklärte Bundespräsident Alexander Van der Bellen per Twitter. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) zeigte sich "entsetzt über die abscheulichen Ereignisse in St. Petersburg", bei denen "viele unschuldige Menschen" ihr Leben verloren hätten. Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) plädierte auf Twitter dafür, "die Reihen in der Bekämpfung des Terrorismus zu schließen". In seiner Eigenschaft als amtierender Vorsitzender der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) betonte Kurz: "Dieser brutale Angriff darf uns nicht einschüchtern, sondern sollte und einigen im Kampf gegen Mord, Gewalt und Terrorismus