6-Jähriger verschwand 1996 aus Portugal

Ist Maddie-Killer auch für Renés Verschwinden verantwortlich?

06.06.2020

Derzeit prüfen Ermittler im Fall rund um das Verschwinden von Maddie McCann, ob es möglicherweise einen Zusammenhang mit dem Fall René aus dem Jahr 1996 geben könnte.

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© getty/bka/Screenshot
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Nordrhein-Westfalen. Bis heute gilt der Fall Maddie als einer der berühmtesten Vermisstenfälle der Welt. Nach 13 Jahren verkündete das deutsche Bundeskriminalamt überraschend, dass im Fall gegen einen 43-jährigen Deutschen ermittelt werde. Christian B. soll sich zum Zeitpunkt des Verschwindens von Maddie ebenfalls in Portugal aufgehalten haben.

Der 43-jährige Christian B. sitzt derzeit in Kiel eine alte Haftstrafe ab, die das Amtsgericht Niebüll bereits 2011 gegen ihn verhängt hatte. Dabei ging es um Handel mit Betäubungsmitteln. Parallel ist wegen Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn Untersuchungshaft angeordnet. Denn zuletzt verurteilte ihn das Landgericht Braunschweig am 16. Dezember 2019 wegen schwerer Vergewaltigung unter Einbeziehung früherer Strafen zu sieben Jahren Haft. Er hatte 2005, rund eineinhalb Jahre vor dem Verschwinden Maddies, im portugiesischen Praia da Luz eine damals 72-jährige Amerikanerin vergewaltigt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Revision liegt beim Bundesgerichtshof. Ebenfalls in Praia da Luz verschwand am 3. Mai 2007 die kleine Maddie aus einer Appartementanlage.

René & Inge - Zusammehang mit anderen Vermisstenfällen?

Im Juni 1996 verschwand bereits ein deutscher Bub namens René (6) im Nachbarort von Praia da Luz (Portugal) – ganze elf Jahre vor dem Verschwinden von Maddie. Von dem damals 6-jährigen fehlt bis heute jede Spur. Laut Berichten der "Kölner Stadt-Anzeiger" geht die Polizei nun Hinweisen nach, wonach der, im Fall Maddie Verdächtige, Christian B. auch für das Verschwinden von René verantwortlich sein könnte. Renés Vater Andreas Hasee sagte gegenüber dem Blatt, dass er hoffe, möglichst bald Gewissheit über das Schicksal seines Sohnes zu haben.

© Repro Josef Ley

Die Staatsanwaltschaft ermittelt laut Berichten der "Bild" auch im Fall Inge, ob Christian B. für die Tat verantwortlich sein könnte. Das damals 5-jährige Mädchen verschwand am 2. Mai 2015 vom Gelände des "Wilhelmshofs" in Stendal – 90 Kilometer von einer alten Kistenfabrik entfernt, die zu diesem Zeitpunkt Christian B. gehörte.

Maddie, Inge, & René – wurden sie alle Opfer desselben Täters? 2017 traf die "Bild" Renés Großeltern in Elsdorf (Nordrhein-Westfalen) zum Interview. "Es war Sommeranfang 1996, meine Tochter rief aus dem Portugal-Urlaub an und weinte so sehr“, erzählte Renés Großmutter Irmgard. René seie weg – Sie hätte gerade noch im Restaurant gegessen, als René zum Spielen zurück an den Strand wollte. 

"Er zog unten sein Hemd und seine Hose und die Schlappen aus“, so Irmgard, „meine Tochter hatte ihn die ganze Zeit im Blick. Nur als sie die Holztreppe zum Strand herunterging, verlor sie ihn kurz aus den Augen. Und dann lagen plötzlich nur noch seine Klamotten da.“ Als Franz, der Großvater von René, von der Situation erfuhr, zögerte er keine Minute und fuhr zu seiner Tochter nach Portugal um bei der Suche nach seinem Enkelsohn zu helfen. "Die gingen davon aus, dass René ertrunken ist“, sagt Irmgard, „dabei hatte er panische Angst vor den Wellen, er wäre nicht allein ins Meer gegangen. Außerdem hörten seine Fußspuren mitten im Sand auf.“

 

"Für Haftbefehl oder Anklage reicht es noch nicht aus"

Es gab Schlagzeilen und viele Hinweise - aber auch drei Tage nach der Bekanntgabe der Mordermittlungen gegen einen Deutschen im Fall des seit 13 Jahren verschwundenen Mädchens Maddie sind weitere Details nicht bekannt. Die Verteidiger des Verdächtigen wollten sich zunächst nicht äußern. Bekannt wurde aber, dass Zusammenhänge zu einem Fall in Sachsen-Anhalt geprüft werden.
 
Der aufsehenerregende Zeugenaufruf zur verschwundenen Maddie am Mittwochabend in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" nährt die Hoffnung, den Fall doch noch lösen zu können. Das damals dreijährige britische Mädchen Madeleine McCann war am 3. Mai 2007 aus einer Appartementanlage im portugiesischen Ferienort Praia da Luz verschwunden. Die Ermittler vermuten, dass ein 43-jähriger Deutscher das Mädchen entführte und umbrachte. Es gibt viele Hinweise, aber die Beweiskette ist nicht geschlossen. "Für einen Haftbefehl oder eine Anklage reicht es noch nicht aus", sagte Hans Christian Wolters von der Staatsanwaltschaft Braunschweig am Freitag.
 
 
 
Das Bundeskriminalamt (BKA) und die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatten am Mittwoch überraschend bekanntgegeben, dass der 43-Jährige in dem Fall unter Mordverdacht steht. Er ist mehrfach wegen Sexualstraftaten auch an Kindern vorbestraft und sitzt derzeit in Kiel eine Haftstrafe ab, die das Amtsgericht Niebüll 2011 gegen ihn verhängt hatte. Dabei ging es um den Handel mit Betäubungsmitteln.
 
Parallel ist wegen Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn Untersuchungshaft angeordnet. Zuletzt verurteilte ihn das Landgericht Braunschweig am 16. Dezember 2019 wegen schwerer Vergewaltigung unter Einbeziehung früherer Strafen zu sieben Jahren Haft. Er hatte 2005, rund eineinhalb Jahre vor dem Verschwinden Maddies, in Praia da Luz eine damals 72-jährige Amerikanerin vergewaltigt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Revision liegt beim Bundesgerichtshof.
 
 
 
Als Maddie in Praia da Luz an der Algarve verschwand, war der Mann 30. Er hielt sich zwischen 1995 und 2007 regelmäßig in der Region auf, einige Jahre davon in einem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz. Sowohl in Deutschland als auch Portugal wurde er mehrmals straffällig. Laut "Spiegel" weist das Strafregister des Mannes insgesamt 17 Einträge auf.
 
Die Ermittler schließen weitere bisher unbekannte Straftaten des Mannes nicht aus. Die Staatsanwaltschaft Stendal prüft mögliche Parallelen zwischen dem Fall Maddie und einem Fall in Sachsen-Anhalt. Dort verschwand am 2. Mai 2015 das fünfjährige Mädchen Inga aus Schönebeck. Es werde nach Anhaltspunkten für Zusammenhänge zum Fall Inga gesucht, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
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