Geburtenrückgang
Italien gehen die Kinder aus
29.10.2014
Geburtenrate im Süden sank auf den niedrigsten Stand seit 1961.
Die Wirtschaftskrise in Italien wirkt sich besonders negativ auf die Geburtenrate im Süden des Landes aus. Laut dem Wirtschaftsinstitut Svimez droht den süditalienischen Regionen wegen der massiven Auswanderung und der rückgängigen Geburtenzahl eine "industrielle und menschliche Einöde". 2013 wurden in den süditalienischen Regionen mehr Todesfälle als Geburten gemeldet.
4,2 Mio. Einwohner weniger
In Italien wurde 2013 ein Rekordtief von 177.000 Neugeborenen registriert, das ist der niedrigste Stand seit 1861. In den nächsten 50 Jahren werde der Süden 4,2 Millionen Einwohner verlieren, geht aus der Studie hervor. Lediglich 27 Prozent der italienischen Bevölkerung werde 2064 noch im Süden des Landes leben. Derzeit sind es 34 Prozent.
Seit Beginn der Krise 2008 ist das Einkommen der Süditaliener um durchschnittlich 15 Prozent gesunken. 800.000 Jobs gingen verloren. Allein 2013 fiel der Konsum im Süden um 2,4 Prozent, die Ausfuhren gingen um 0,6 Prozent zurück. Zwei Millionen Jugendliche arbeiten nicht und absolvieren auch keine Ausbildung. Ein Drittel der Bevölkerung in Süditalien sei von der Armut bedroht, heißt es in der Studie. In Nord- und Mittelitalien liegt dieser Prozentsatz bei zwölf Prozent. Der Bruttoinlandprodukt sank 2013 in Süditalien um 3,5 Prozent, in Nord- und Mittelitalien um 1,4 Prozent, geht aus dem Svimez-Bericht hervor.
Auswanderung massiv zugenommen
Die Auswanderung aus Süditalien hat in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Allein 2013 zogen 116.000 Menschen nach Norditalien oder ins Ausland. Die Zahl der Akademiker, die ihre süditalienische Heimat verlassen, stieg von 2007 bis 2012 um 50 Prozent. Die Auswanderung ist ein bekanntes Phänomen im Süden Italiens. In den vergangenen 20 Jahren haben 2,3 Millionen Menschen die süditalienischen Regionen verlassen.
"Die italienische Wirtschaft erlebt das Paradoxon, dass einerseits einige Regionen in der Lage sind, mit den stärksten Wirtschaftssystemen Europas zu konkurrieren, während der Süden zu den ärmsten Regionen Europas zählt", heißt es im Svimez-Bericht.