Der Espresso an der Bar, ein tägliches Ritual für Millionen von Italienern, könnte bald zum Luxus werden.
In den kommenden Monaten könnte der Preis für eine Tasse Kaffee beträchtlich steigen, warnen italienische Kaffeeröster. Grund dafür ist der Preis für Rohkaffee, der wegen des Klimawandels und anderer Faktoren ein Rekordhoch erreicht hat.
"Der Kaffeemarkt befindet sich nach wie vor in einer äußerst instabilen Lage, da der Preis für Rohkaffee weiterhin extreme Schwankungen und einen noch nie dagewesenen Aufwärtstrend aufweist. Derzeit kostet Rohkaffee 245 Cent pro Pfund, das sind 66 Prozent mehr als im letzten Jahr und mehr als das Doppelte des Preises von vor drei Jahren. Das erklärt, warum der Preis für eine Tasse Kaffee, die wir im Café trinken, in den letzten drei Jahren um 15 Prozent gestiegen ist", so Cristina Scocchia, Geschäftsführerin der in Triest ansässigen Rösterei Illycaffè, laut Medienangaben.
Ein Espresso ist in Italien im Vergleich zu anderen Ländern relativ billig und kostet zwischen 1 Euro und 1,50 Euro. Wegen der steigenden Kosten des Rohkaffees könnte eine Tasse Espresso bald zwei Euro kosten, prophezeite Scocchia laut Medienangaben.
Rohkaffee-Preisrekord
Hinter dem Anstieg der Rohkaffeekosten stehen viele komplexe Faktoren, bis 2050 könnte sich die Kaffeeanbaufläche auf globaler Ebene halbieren, warnte Scocchia. "Derzeit erleben wir extreme Wetterereignisse, von sintflutartigen Regenfällen in Brasilien bis hin zu Dürren in Vietnam, die die Produktion ernsthaft beeinträchtigen", erklärte die Managerin.
Nicht nur das Klima macht dem Kaffeemarkt zu schaffen. Die Kaffeeversorgungskette steht auch wegen logistischer Probleme unter Druck, wie z. B. die jüngste Blockade des Suezkanals, die die Kosten erhöht und die Lieferzeiten verlängert hat. Darüber hinaus haben Spekulationen über Rohstoffe die Situation weiter verschärft.
Scocchia betonte, dass die Produktionskosten für Illycaffè im Zweijahreszeitraum 2022/2023 um 17 Prozent gestiegen sind. Das Unternehmen habe jedoch versucht, die Auswirkungen auf die Endverbraucher einzuschränken. "Im Moment haben wir nicht vor, die Preise unserer Produkte weiter zu erhöhen, um unseren Endkunden zu helfen. Wenn der Aufwärtstrend jedoch anhält, werden wir diese Entscheidung überdenken müssen", schloss Scocchia.
Für Kaffee geben die Italiener mehr als 8 Mrd. Euro pro Jahr aus, das sind etwa 392 Euro pro Familie. Kaffee-Kapseln generieren einen jährlichen Wert von 595 Mio. Euro, während Mokka-Kaffee einen Umsatz von 640 Mio. Euro verzeichnet. 7 Mrd. Euro entfallen auf das Geschäft mit Espresso, der in Cafés getrunken wird. Die Teuerungswelle könnte den Kaffeekonsum der Italiener beeinträchtigen, warnte der Konsumentenschutzverband Codacons.