Nach Verzögerungen

Italiens Migrantenzentren in Albanien betriebsbereit

11.10.2024

Der Botschafter führte die Journalisten durch die Einrichtungen.

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© AP/Olivier Matthys
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Die beiden von Italien auf albanischem Boden errichteten Migrantenlager sind seit dem heutigen Freitag betriebsbereit. Dies sagte der italienische Botschafter in Tirana, Fabrizio Bucci, am Freitag. "Wir sind bereit, die ersten Ankömmlinge aufzunehmen", sagte Botschafter Bucci bei einem Besuch des Zentrums mit Reportern in der albanischen Hafenstadt Shengyin.

In Shengyin wurde das erste Aufnahmezentrum eingerichtet. Hier werden die Migranten, sobald sie das Schiff verlassen haben, gesundheitlich untersucht, identifiziert und mit Essen versorgt. Von Shengyin aus werden die Migranten dann im Laufe des Tages in das einige Dutzend Kilometer entfernte Auffanglager Gyader gebracht.

Das Lager in Gyader ist in drei Bereiche unterteilt: Im größten Bereich werden Migranten untergebracht, die einen Asylantrag gestellt haben und auf eine Antwort warten. Der zweite ist ein Abschiebungszentrum. Hier werden diejenigen untergebracht, deren Asylantrag abgelehnt wurde. Der dritte Teil ist hingegen ein kleines Gefängnis, in dem diejenigen, die im Lager Straftaten begehen, eingesperrt werden sollen.

Verzögerungen bei geplanter Eröffnung

Die ursprünglich im Mai geplante Eröffnung der beiden Zentren war aufgrund der Beschaffenheit des Geländes, der während der Arbeiten aufgetretenen Probleme und der ungünstigen Witterungsverhältnisse im August wiederholt verschoben worden. Die Zentren wurden von Menschenrechtsgruppen als Externalisierung der Migrationsbearbeitung und Schaffung eines "neuen Guantanamo" kritisiert. Mehrere andere europäische Länder erklärten dagegen, sie würden das Modell gerne nachahmen. Auch Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sprach diesbezüglich von einem Vorbild.

Italiens oppositionelle Linkspartei Alleanza Verdi e Sinistra (AVS) warnte, dass Meloni auf albanischem Boden ein Gefängnis für Migranten plane, die in den beiden Aufnahmelagern straffällig werden. Im Gefängnis sollen 45 Polizisten eingesetzt werden. Die Oppositionspartei warnte vor der Gefahr unmenschlicher Haftbedingungen für die Migranten.

Die Opposition kritisierte zudem, die Zahl der Migranten werde sich nur wenig reduzieren, dafür sei das Projekt sehr teuer. Sie schätzt die Kosten auf mindestens 650 Millionen Euro. Auch Rama wurde wegen des Abkommens in Albanien kritisiert. Er hatte das Vorhaben wiederholt als Geste der "Solidarität" gegenüber Europa verteidigt. Albanien strebt so wie weitere Staaten des Westbalkan eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union an.

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