Nicht nur die Erde bebt
Japan - Die Weltwirtschaft zittert mit
11.03.2011
Rund 70 österreichische Unternehmen haben Standorte auf der Insel.
Das Erdbeben in Japan ist nicht nur für die betroffenen Menschen des Landes eine Katastrophe, es könnte auch Schockwellen für die Weltwirtschaft auslösen. Im Folgenden zentrale Fakten zum wirtschaftliche Gewicht Japans in der Welt.
Weltwirtschaftliche Bedeutung des Landes
Japan mit einer Bevölkerung von knapp 128 Mio. Menschen war in den vergangenen Jahrzehnten die dominierende Wirtschaft Asiens. Bis 2009 rangierte das Land 42 Jahre lang hinter den USA weltweit auf Rang zwei in der Wirtschaftskraft. Im Krisenjahr 2009 erwirtschaftete das Land immer noch gut 8 Prozent des Welteinkommens. Erst 2010 verdrängte das rasch wachsende China den regionalen Konkurrenten in der Weltrangliste der größten Wirtschaftsmächte auf Rang drei, wobei beide Länder inzwischen extrem wichtige Handelspartner füreinander sind. Doch noch immer liegt Japan vor Deutschland.
Japan und die Krise
Die große Exportlastigkeit bringt es mit sich, dass das Land von der weltweiten Wirtschaftskrise im Gefolge der tiefsten Finanzkrise seit Jahrzehnten stark getroffen wurde. Japans Wirtschaft brach 2009 um mehr als 5 Prozent ein - der größte Rückgang unter den sieben größten Industriestaaten (G7). Die Exporte sackten um rund ein Viertel ab. Japans Bankenwesen war von der Finanzkrise allerdings weniger betroffen das in den Partnerländern der G7.
Die Probleme
Abgesehen von einer moderaten Wachstumsphase in den Jahren 2002 bis 2007 hat Japans Wirtschaft seit den 90er Jahren mit Stagnationstendenzen zu kämpfen, begleitet von einer wachstumshemmenden Deflationsentwicklung. Ein wesentliches Problem ist eine Überalterung der Gesellschaft und deren Folgen für den Sozialstaat. Der Wirtschaft des Landes wird ein hoher Anpassungsdruck bescheinigt. Japan ist eher rohstoffarm und damit von externen Bezugsquellen abhängig. Mit Staatsschulden von bald 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gehört Japan zu den am höchsten verschuldeten Industriestaaten.
Die Stärken
Japans Wirtschaft genießt, wenn auch zuletzt mit Kratzern, den Ruf technologisch hoher Standards sowie einer großen Forschungsintensität. Vor allem bescheinigen Experten der Wirtschaft aber hohe Fähigkeiten bei der Umsetzung neuer Technologien in marktfähige Produkte.
Eine zentrale Bedeutung hat die Automobilindustrie mit ihrer herausragenden Position auf den Weltmärkten. Daneben halten japanische Unternehmen starke Weltmarktpositionen im Maschinenbau, in der Elektronik und im Chemiebereich.
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Gute wirtschaftliche Vernetzung
Japan ist aufgrund seines großen Außenhandels in hohem Maße in die Weltwirtschaft eingebunden. Das Land ist damit stark von ihr abhängig, beeinflusst seinerseits aber auch die Weltwirtschaft. 54 Prozent der japanischen Ausfuhren fließen inzwischen in den asiatischen Raum. Von dort kommen 45 Prozent der Importe. Allein nach China gehen 19 Prozent der Exporte, von dort kommen 22 Prozent der Einfuhren.
Japan und Europa
Auch wenn in den letzten Jahren für Japan die asiatischen Nachbarmärkte immer mehr an Gewicht gewannen, so bleibt Europa für das Land ein zentraler Partner. Das Handelsvolumen zwischen beiden Regionen am gesamten Außenhandel Japans lag zuletzt bei 11,6 Prozent, während der Anteil Japans am EU-Handel gerade 4 Prozent ausmacht - was das Land nicht zufriedenstellt. Dass Japan auch für die Zukunft auf Europa setzt, machte das Land gerade in der europäischen Schuldenkrise deutlich: Japan erwarb Anleihen aus dem Euro-Rettungsfonds für Hilfen an Irland im Umfang von 1,25 Mrd. Euro.
Japan und Österreich
Das Land ist nach China zweitwichtigster Handelspartner Österreichs in Asien. An die 70 Unternehmen haben in Japan eigene Niederlassungen, darunter Swarovski, Red Bull, Plasser&Theurer AVL und Riedl-Gläser, so der stellvertretende Wirtschaftsdelegierte in Tokio Klaus Hofstadler Freitag auf APA-Anfrage. Die Exporte kletterten 2010 im Jahresvergleich um ein Drittel (32,9 Prozent) auf 1 Mrd. Euro, die Importe legte um 17 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro zu, zitiert WKÖ-Pressesprecher Bernhard Salzer aus den heute veröffentlichen Außenhandelszahlen der Statistik Austria.
Unter den österreichischen Exporten nach Japan dominieren Maschinenbau-Erzeugnisse und Fahrzeuge, geht aus dem aktuellen Außenwirtschaftsreport der WKÖ hervor. 2009 betrug der Anteil an den Gesamtexporten in diesem Bereich 27,6 Prozent. Besonders starke Zuwächse gab es bei Pkws, Wasserkraftanlagen und Maschinen zum Herstellen von Halbleiterbauelementen. Kräftig zugelegt haben auch Holz und Waren aus Holz.
Österreicher und das Beben
Unter den österreichischen Exporten nach Japan dominieren Maschinenbau-Erzeugnisse und Fahrzeuge, geht aus dem aktuellen Außenwirtschaftsreport der WKÖ hervor. 2009 betrug der Anteil an den Gesamtexporten in diesem Bereich 27,6 Prozent. Besonders starke Zuwächse gab es bei Pkws, Wasserkraftanlagen und Maschinen zum Herstellen von Halbleiterbauelementen. Kräftig zugelegt haben auch Holz und Waren aus Holz.
Knapp drei Viertel aller österreichischen Importe aus Japan sind Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge. Der Importwert von Pkws allein betrug 2009 195,4 Mio. Euro.