Das Programm, mit dem die Höhe der Strahlung bestimmt wird, ist fehlerhaft.
Der japanische Energiekonzern Tepco schiebt das selbst verursachte Chaos um die Strahlungswerte an der Atomruine Fukushima Eins auf einen Computerfehler. Das Programm, mit dem radioaktive Elemente analysiert und ihre Strahlung bestimmt werden, sei fehlerhaft, gab Tepco nach Angaben des Fernsehsender NHK am Freitag bekannt. Entwarnung bedeutet das jedoch nicht: Das Grundwasser nahe des Kraftwerks ist verstrahlt.
Strahlen-Lecks
Die gefährlichen Strahlen-Lecks am Krisen-AKW sind längst nicht gestopft. Tepco bestätigte nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo zuvor hinterfragte Messungen, wonach im Grundwasser nahe des havarierten AKW 10.000-fach überhöhte Werte von Jod-131 entdeckt wurden. Der Konzern hatte die Analyse auf Anordnung der Atomsicherheitsbehörde NISA wiederholen müssen. Entgegen früheren Angaben findet sich nun aber in Rindfleisch aus der Präfektur Fukushima keine erhöhte Strahlung mehr.
Es sei immer noch nicht abzuschätzen, wann die nukleare Krise zu Ende sein werde, sagte Regierungschef Naoto Kan. Zunächst müsse sich die Lage in dem Kraftwerk in Fukushima stabilisieren. "Wir sind auf einen langen Kampf vorbereitet", betonte Kan. Er will am Samstag in die erdbebenzerstörte Stadt Rikuzentakata und in die Präfektur Fukushima reisen, in der auch das AKW steht. Zum zerstörten Kraftwerk selbst wird er wohl nicht kommen. Bisher war Kan nur in einem Hubschrauber über die Region geflogen.
Zu wenig Geigerzähler für Arbeiter
Unterdessen rügte die Atomsicherheitsbehörde den Tepco-Konzern, weil es in Fukushima nicht genug Strahlenmessgeräte für die Arbeiter gab. Die Männer mussten sich Dosimeter teilen, nachdem viele der Geräte bei dem Erdbeben und dem Tsunami kaputt gegangen waren. Laut Tepco stehen mittlerweile 420 Messgeräte zur Verfügung, eines für jeden diensttuenden Arbeiter.
Edano schloss nach Kyodo-Angaben eine Beteiligung des Staates an Tepco nicht mehr aus. Seit Tagen kursieren Gerüchte über eine Verstaatlichung. Ministerpräsident Kan sagte, es könne sein, dass die Regierung auch einige Kosten der Atomkatastrophe übernehmen könnte.
Kampf gegen Super-GAU
An der Ruine Fukushima Eins kämpfen die Arbeiter weiter gegen den Super-GAU. Am Freitag sollten sie erneut versuchen, Kunstharz auf die verstrahlten Trümmer zu sprühen. Das Vorhaben musste am Vortag unterbrochen werden, weil es regnete. Der Kunststoff soll verhindern, dass sich der radioaktive Staub verbreitet.
Die mittlere Strahlung in dem 40 Kilometer vom AKW entfernten Ort Iitate ist nach Informationen der Internationalen Atomenergie-Agentur IAEA inzwischen wieder unter dem Evakuierungs-Level. Am Mittwoch hatte die IAEA mitgeteilt, dass die gemessene Konzentration von radioaktivem Jod im Boden mehr als doppelt so hoch sei wie der von der UN-Behörde empfohlene Grenzwert, bei dem evakuiert werden sollte.