In Australien

Jetzt ist Assange wieder zu Hause

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Whistleblower und WikiLeaks-Gründer Julian Assange ist wieder Zuhause in Australien.  

Er landete am Mittwoch mit einem Privatjet in der australischen Hauptstadt Canberra. Zuvor hatte er sich schuldig bekannt , US-Militärgeheimnisse beschafft und veröffentlicht zu haben.

Wikileaks-Gründer Julian Assange ist nach 14 Jahren juristischer Odyssee in seine australische Heimat zurückgekehrt. Die Chartermaschine vom Typ Bombardier mit dem 52-Jährigen an Bord landete am Mittwochabend (Ortszeit) in der Hauptstadt Canberra, wie Daten der Plattform "Flightradar24" zeigten. Ein US-Gericht auf der Marianen-Insel Saipan - einem US-Außengebiet im Westpazifik - hatte zuvor einen Deal zwischen dem Australier und der US-amerikanischen Justiz abgesegnet.

Tausende Menschen verfolgten die Landung live 

Die Flugnummer VJT199, die Assanges Frau Stella und Wikileaks zuvor in sozialen Medien genannt hatten, war seit Tagen die von Nutzern weltweit am meisten beobachtete Verbindung. Tausende Menschen verfolgten die Landung live in sozialen Netzwerken. Assange war mit der Maschine bereits am Montag von London über Bangkok auf die Marianen-Insel Saipan geflogen. Ein Gericht auf Saipan segnete am Mittwoch in der Früh den Deal ab. Im Gegenzug für ein teilweises Schuldbekenntnis bezüglich US-amerikanischer Spionagevorwürfe wurde Assange seine fünfjährige Haftzeit in Großbritannien angerechnet. Nachdem Assange offiziell in die Freiheit entlassen wurde, machte er sich umgehend auf den Weg in die Heimat. Beobachtern zufolge will er sich dort nun erstmals öffentlich zu dem juristischen Deal mit den US-Behörden äußern. Wikileaks kündigte eine Pressekonferenz für 21.15 Uhr (13.15 Uhr MESZ) an.

Großer Spionageskandal

 Assange ist der Protagonist eines großen Spionageskandals. 2006 hatte er die Enthüllungsplattform Wikileaks gegründet mit der Mission, Whistleblower zu unterstützen und verborgene Informationen ans Licht zu bringen. Ab 2010 veröffentlichte Wikileaks geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan der Whistleblowerin Chelsea Manning. Die USA warfen Assange in der Folge vor, geheimes Material gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben.

"Den Gerichtssaal als freier Mann verlassen" 

Nach der Gerichtsentscheidung jubelte Assanges Frau Stella in sozialen Netzwerken: "Julian verlässt das Gericht von Saipan als freier Mann. Ich kann nicht aufhören zu weinen." Die 40-jährige Anwältin hatte den Australier 2022 während seiner Haft geheiratet und hat zwei Kinder mit ihm. Die zuständige Richterin Ramona Manglona hatte nach Angaben der anwesenden Reporter zuvor gesagt, Assange könne "den Gerichtssaal als freier Mann verlassen".

Bis zu 175 Jahre Haft  

 Die US-Justiz wollte Assange lange Zeit den Prozess wegen Spionagevorwürfen machen. Bis zu 175 Jahre Haft hätten ihm in den USA gedroht. Stattdessen handelte er mit der US-Justiz zuletzt jedoch einen Deal aus und bekannte sich nun der Verschwörung zur unrechtmäßigen Beschaffung und Verbreitung von geheimen Unterlagen schuldig. Die Richterin Manglona legte laut BBC und "Guardian" fest, dass als Strafmaß jene Zeit gelte, die der Internetaktivist bereits in London in einem Hochsicherheitsgefängnis verbüßt hat.

Assanges Anwälte sprachen von einem "historischen Tag". "Ich hoffe, dass die Tatsache, dass es uns heute gelungen ist, Julian Assange trotz aller Widrigkeiten und gegen eine der mächtigsten Regierungen der Welt freizubekommen, allen weltweit inhaftierten Journalisten und Verlegern Hoffnung gibt", sagte die Menschenrechtsanwältin Jennifer Robinson.

Assange hatte vor etwa fünf Jahren seine Haft im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London angetreten. Vor seiner Festnahme im April 2019 hatte er sich sieben Jahre in der ecuadorianischen Botschaft in London dem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden entzogen. Diese hatten ihn zunächst wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden ins Visier genommen. Diese Anschuldigungen wurden später jedoch aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. Während die USA über Jahre hinweg die Auslieferung Assanges verlangten, forderten Menschenrechtsorganisationen, Journalistenverbände, Künstler und Politiker dessen sofortige Freilassung. Auch die australische Regierung setzte sich für die Freilassung ihres Staatsbürgers ein.

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