Kämpfe

Jetzt tobt Krieg in Damaskus

17.07.2012

Hubschrauber gegen Rebellen - „Es wird überall geschossen“.

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„Überall wird geschossen. In Damaskus tobt ein Krieg. Die Lage ist außer Kontrolle“, sagt die 24-jährige Aisha ÖSTERREICH. Die Studentin ist nach wie vor in Syriens Hauptstadt und überlegt nun zu fliehen.

Tatsächlich: Gestern lieferten sich selbst tagsüber Rebellen und die Armee von Syriens Präsident Bashar al-Assad erbitterte Kämpfe mitten in Damaskus: Rund um die Universität und das Hauptspital kam es immer wieder zu schweren Schusswechseln.

Gestern wurde der Vize-Polizeipräsident der Hauptstadt von Oppositionellen umgebracht. Ein schwerer Schlag für Syriens Regime.

Denn damit ist nun offensichtlich, dass die FSA (Freie Syrische Armee) ihre Schläferzellen in der Hauptstadt aktiviert hat.

Auch das Elektrizitätszentrum von Damaskus wurde gestern angegriffen. Stundenlang müssen die Syrer ohne Strom und Wasser auskommen.

Rebellen starten Operation „Vulkan und Erdbeben“
Die Freie Syrische Armee – die seit bald 16 Monaten den blutigen Aufstand gegen Assads Regime anführt – hat nun die „Operation Vulkan und Erdbeben“ ausgerufen. Aufständische aus dem ganzen Land sollten sich nun erheben, um Assad zu stürzen.

Das Regime kämpft freilich ebenso unerbittlich zurück. Gestern setzten die Spezialeinheiten von Assad Hubschrauber und Panzer in Damaskus ein, um Rebellen in die Flucht zu schlagen. Im Staatsfernsehen wird pausenlos von „Terroristen“ berichtet, die „Syrien verraten“ würden. Die Rebellen wiederum werfen dem umstrittenen Präsidenten „Massaker gegen Frauen und Kinder“ vor. Sie behaupten, dass Assad nun sogar „Giftgas gegen sein Volk verwenden will“.

Die internationale Gemeinschaft reagiert nach wie vor hilflos auf die Kämpfe und Toten.

Der UNO-Sicherheitsrat scheitert weiterhin daran, eine gemeinsame Resolution zu beschließen – Russland und China halten nach wie vor zu Assad. Und auch der UN-Vermittler Kofi Annan verbucht keinerlei diplomatische Erfolge. „Sie bringen sich nun alle gegenseitig um“, sagt Aisha.

Angst vor Giftgas-Angriff in Syrien
16 Monate nach Start der Aufstände ist Nawaf Fares nach Katar „desertiert“. Der frühere Botschafter für Assads Syrien in Bagdad habe „es nicht länger ausgehalten“.

In einem BBC-Interview warnte der ehemalige Botschafter nun davor, dass Ba-shar al-Assad angeblich „bereit ist, das gesamte syrische Volk auszulöschen.“

Sollte der studierte Augenarzt Assad weiter in die Enge getrieben werden, „könnte er auch chemische Waffen verwenden“. Es ist bekannt, dass Syriens Regime ein beträchtliches und gefährliches Depot an Giftgas hat.

Indes hat der Irak – Hunderttausende Iraker sind während des Irakkrieges 2003 nach Syrien geflüchtet – dazu aufgefordert Syrien, „angesichts der eskalierenden Gewalt umgehend zu verlassen“. Assad scheint diese Einschätzung zu teilen. Gestern zog er Truppen von Israels Grenze ab, um sie nach Damaskus zu schicken. So versucht er offensichtlich die Hauptstadt doch noch zu halten. Israel bereitet sich indes auf die Flucht von Christen vor. Immer mehr Syrer versuchen ihre Heimat zu verlassen. Allein seit April habe sich die Flüchtlingszahl auf 112.000 verdreifacht.

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