Roboter schließen das rettende Rohr an die zerstörte Steigleitung an.
Fast vier Wochen nach der ersten Explosion auf der Bohrinsel "Deepwater Horizon" haben Experten von BP das Leck am Meeresgrund zumindest teilweise geschlossen. Mehr als ein Fünftel des austretenden Öls werde jetzt abgepumpt und in ein Schiff geleitet, erklärte BP-Geschäftsführer Doug Suttles am Montag in der Sendung "Today" des Fernsehsenders NBC. Unterdessen wächst aber die Sorge, dass große Mengen Öl eine Meeresströmung erreicht haben könnten, die das Öl um Florida herum in den Atlantik und zur US-Ostküste spülen könnten.
Leitung
Suttles erklärte, über eine rund 1,6 Kilometer lange
Leitung würden jetzt etwas mehr als 1.000 Barrel (fast 160.000 Liter) am Tag
abgepumpt. Ingenieuren war es am Sonntag nach mehreren Fehlschlägen
gelungen, ein Rohr an die beschädigte Leitung anzuschließen. Mit
ferngesteuerten Untersee-Robotern wurde ein 15 Zentimeter dickes Rohr
mitsamt einer Dichtung in die 53 Zentimeter breite Leitung gesteckt.
Leck
BP und die US-Küstenwacht erklärten zuvor, durch das Leck am
Grund des Golfs von Mexiko strömten täglich bis zu 5.000 Barrel (rund
800.000 Liter) Öl ins Meer. Seit der Explosion auf der Bohrinsel am 20.
April sind so schon Millionen Liter Öl ins Meer gelangt. Zwei Tage später
ging sie unter, elf Arbeiter kamen ums Leben.
Schwere Umweltkatastrophe
Das bisher ausgetretene Öl hat sich
aber nicht nur auf der Oberfläche verteilt, sondern schwebt in großen Wolken
unter Wasser. Dort hat es inzwischen möglicherweise schon eine
Meeresströmung erreicht, die das Öl nach Florida und weiter zur Ostküste der
USA treiben könnte. Die Ölfahnen unter der Wasseroberfläche erstreckten sich
auf bis zu 16 Kilometer Länge und 4,8 Kilometer Breite, erklärte die
Meereswissenschaftlerin Samantha Joye. "Es könnte Jahre, wenn nicht
Jahrzehnte dauern, bis sich das System von der Einleitung solch großer
Mengen Öl und Gas erholt."
Wissenschaftern zufolge ist das ausgetretene Öl möglicherweise bereits in eine bedeutende Meeresströmung geraten, die es bis zu der Inselkette Florida Keys und in den Atlantik treiben könnte. Dies ergeben zumindest einige Computerberechnungen. Der Dekan der Fakultät für Meeresforschung an der University of South Florida, William Hogarth, sagte, ein Forschungsschiff solle nun klären, wie weit das Öl bereits gelangt sei.
Um das Leck ganz abzudichten, wollen die BP-Techniker in etwa einer Woche versuchen, einen speziellen Schlamm in das Bohrloch zu schießen, um es verstopfen und dann mit Beton zu verschließen.
Kampf gegen Ölpest
Im Kampf gegen die Ölpest hat auch eine
Firma mit Sitz in Breitenfurt bei Wien ihr Know-how angeboten. "Wir können
dort helfen", zeigte sich Franz Kitzwögerer, Inhaber von Bioversal
International, am Montag im Gespräch mit der APA überzeugt. Das gleichnamige
"Öl-Entgiftung-Produkt" des Unternehmens, für das es bereits einen
US-Importeur gebe, soll einen raschen biologischen Abbau des Mineralöls
bewirken und die Selbstreinigungskraft der Natur beschleunigen.
Kitzwögerer zufolge ist ein Bioversal-Mitarbeiter bereits vor etwa 14 Tagen "am Geschehen" gewesen. Die Firma habe inzwischen auch entsprechende Ölproben aus dem Golf von Mexiko in Breitenfurt im Hause, mit denen Abbautests durchgeführt würden. Der Importeur in den USA bemühe sich indes um entsprechende Kontakte in den USA - etwa zur Regierung, zu BP ebenso wie zur Küstenwache. Der Inhaber der Firma aus Niederösterreich: "Wir harren der Dinge."