Der frühere EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker rät den Europäern, US-Präsident Donald Trump mit Respekt zu begegnen.
"Wenn man mit ihm spricht, sollte man tunlichst den Eindruck vermeiden, man halte sich für vernünftiger oder intelligenter als er", sagte Juncker in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Presse" vom Dienstag. Juncker hatte 2018 den US-Präsidenten dazu gebracht, einen Handelskrieg gegen die EU abzublasen.
"Trump sieht die EU nicht als einen geschlossenen Block. Und er hat insgesamt ziemlich verschwommene Ideen von Europa, um es freundlich zu formulieren", so Juncker. "Er hatte mir beispielsweise erklärt, die EU sei von den Europäern nur deshalb gegründet worden, um den Vereinigten Staaten zu schaden."
Trump braucht "Anti-Zwergen-Erklärung"
"Er beharrte im Regelfall auf seinem Standpunkt - selbst dann, wenn man diesen Standpunkt bereits argumentativ widerlegt hatte", schilderte der ehemalige EU-Kommissionschef. Trump respektiere es, "wenn man ihm widerspricht - freundlich im Ton, hart in der Sache. Er respektiert Verhandlungspartner, die nicht zurückweichen. Wir Europäer machen immer wieder den Fehler, dass wir wie die Maus vor der Katze sitzen, wenn wir mit Trumps Team zu tun haben. Man muss Trump immer wieder erklären, dass wir keine Zwerge sind."
Der "Dealmaker" Trump drohe zwar gern, "aber er selbst ist für Drohungen nicht sehr empfänglich. Ich würde das nicht als Verhandlungsstrategie empfehlen", rät Juncker weiters. "Was wir auf keinen Fall tun sollten, ist um einen Platz am Tisch zu betteln. Wir dürfen niemals vergessen, dass wir wichtig sind, die EU ist schließlich der größte Binnenmarkt der Welt. Die Amerikaner brauchen uns für den Absatz ihrer Produkte. Wir dürfen uns nicht selbst verzwergen."